Das Buch stellt Ergebnisse einer Langzeitforschung zur armenischen Kultur vor bei der vor
allem die Bedeutung der wechselhaften Geschichte und die spezifischen Eigenschaften des
kollektiven Gedächtnisses auffallen. Darstellen lässt sich dies am Beispiel des Denkmals das
man sich generell als Zeitmaschine vorstellen kann indem es die Trennung zwischen Lebenden und
Toten überbrücken und vergegenständlichen hilft. Die Geschichte die mit einem konkreten
Denkmal seinen Erbauern und Nutzern zu verbinden ist führt zurück auf das kollektive
Gedächtnis: Denkmäler erinnern unter anderem im Zusammenhang mit dem Märtyrerkult an Opfer
vergangener Zeiten.Das einführende Kapitel stellt die Situation zu Ende und Beginn
ethnologischer Forschung vor und geht die hieraus resultierenden Grenzen zwischen dem
Forschenden und dem Fremden ab. Kapitel 2 stellt die armenische Geschichte hinsichtlich des
Verhältnisses von Innen- und Außenperspektive vor. Bei den Kontakten der Armenier mit anderen
Kulturen (Griechen Parther Osmanen) tritt folgendes Phänomen auf: Das Fremde umgibt das
Eigene wie konzentrische Kreise und ergänzt dieses als sein Entgegengesetztes. Andererseits
aber taucht das Fremde oft im Zentrum des kleinsten Kreises auf - somit im Innersten des
Eigenen. Aus der Außenwelt übernommene Elemente ersetzen nicht eigene Kulturelemente sondern
ergänzen diese. Dabei treten folgende Handlungsmuster auf: Imitation Assimilation Maskierung
Ergänzung und Inkorporation. Zudem sind Beziehungen festzumachen die für das Verhältnis
zwischen gezeigter und verborgener Kultur konstitutiv sind. Das dritte Kapitel setzt sich mit
den Gedächtnistheoretikern Maurice Halbwachs Jan und Aleida Assmann sowie Pierre Nora
auseinander. Anhand der Begrifflichkeiten der vorgestellten Theorieansätze treten konstitutive
Elemente für das (kollektive) Gedächtnis hervor ebenso wie Relationen zwischen Individuum und
Gesellschaft Kollektiv Tradition und Moderne Medium und Botschaft. In diesem Kontext und in
Rückgriff auf die im Geschichtskapitel gewonnenen Erkenntnisse lassen sich Denkmäler
analysieren wodurch der herausragenden Stellung von Kunst und Musik in der armenischen Kultur
Rechnung getragen wird - exemplifiziert am Kreuzstein dem eine besonders große Bedeutung im
Erinnerungsprozess zukommt sowie an der Musik Komitas und Chatchaturyans. So werden die
Bedingungen unter denen sich armenische Identität und Memorialkultur ausbilden fassbar.Das
vierte Kapitel widmet sich dem Genozid-Denkmal in Jerewan - seiner Geschichte baulichen
Bestandteile und dem mit ihm zu verbindende Ritual am 24. April. Der erbittert geführte Streit
um den Genozid an den Armeniern 1915 und dessen Anerkennung betrifft vordergründig das
Verhältnis zwischen der Türkei und der Republik Armenien reicht jedoch tatsächlich weiter
zurück und bezieht die europäische Geschichte ein. Das zeigt sich allein schon an der
Begriffsgeschichte von Genozid die eng mit Rafael Lemkin verbunden ist und hinsichtlich der
Einführung des Begriffs in das allgemeine Völkerrecht. Dabei muss die Betrachtung über die
Ereignisse von 1915 hinausgehen bietet aber zugleich auch Erklärungsmuster für aktuelle
Entwicklungen etwa mit Blick auf Berg Karabach.