Mit wenigen Ausnahmen fielen die in der Anthologie versammelten Autoren unmittelbar dem
Elitizid zum Opfer mit dem die nationalistischen Regime des Komitees für Einheit und
Fortschritt (Jungtürken) sowie Mustafa Kemals seit 1915 die geistige und geistliche Elite der
Armenier im Osmanischen Reich gezielt vernichteten. Der auch als Dichter hochbegabte Komitas
ist durch das Erlebnis des Völkermords dauerhaft traumatisiert worden - unfähig sein Schaffen
fortzusetzen. Sapel Jessajan verlor ihr Leben als stalinistisch Verfolgte. Die Gedichte und
Prosawerke geben Einblick in die Stimmung und Denkweise der armenischen Intelligenzija um die
Wende zum 20. Jahrhundert. Sie ist bereits von Verfolgungserfahrungen in den Jahren 1894-96 und
1909 geprägt reflektiert aber auch sozialkritische Aspekte.Die Philologen und Armenisten Tessa
Hofmann und Gerayer Koutcharian ein erfahrenes Team bei armenisch-deutschen
Literaturübersetzungen haben mit der Anthologie den ermordeten armenischen Autoren ein
beeindruckendes Denkmal errichtet. Es hält die Erinnerung daran wach dass Schreiben überall
dort wo das freie Wort unterdrückt wird gefährlich aber auch ein Mittel des Widerstandes
ist. Neben der literarischen Qualität überzeugen die Zeichnungen von Choren Hakobjan.