1939 sind die Liebenden 16 und 18 Jahre alt - viel zu jung um ein lebenslanges Versprechen
abzugeben was damals durchaus wörtlich zu nehmen war. Sie tun es und nehmen es wörtlich.1941
kommt das erste Kind - ziemlich unverhofft passt aber in viele Zeiten. Es ist Krieg und
natürlich sind sie getrennt. Sie schreiben sich täglich. Nahtlos reiht sich Tag an Tag. Die
Briefe sind authentisch. Rosa hat sie aufgehoben. Der Briefwechsel der beiden Liebenden in
Zeiten des zweiten Weltkriegs bewegt. Sie tauschen Zärtlichkeiten aus sie streiten sich sie
planen ihre Zukunft als gäbe es kein Heute. Die Gegenwart wird weitgehend ausgeklammert. Sie
retten sich auf die Inseln der Glückseligkeit auch wenn die Welt rings herum in Flammen steht.
Sie klammern sich aneinander.Ja wenn der Krieg erst mal vorbei ist...Das kleine große Glück
zu zweit zu dritt dann zu viert.Was interessiert da noch ein Hitler? Sie schreiben sich
Liebesbriefe - er hingebungsvoll sie sehnsüchtig neckisch. Natürlich streiten sie sich auch:
Wer hat Recht? Wer muss wen noch erziehen? Sie sind ja noch so jung! Was ist ein gutes Buch?
Was ist gute Musik ? Wie wollen wir später leben? Was ist wahre Liebe? Zeitlos die
erfindungsreichen Erpressungsversuche um eben die wahre Liebe auf die Probe zu stellen. Zum
Beispiel: Wenn Du mich liebst musst Du Dich auch mit meiner Mutter verstehen - für Rosa ein
Albtraum. Es geht um die Rollenverteilung Mann-Frau um Anschauungen über Macht Schönheit und
Moral um Eifersucht Sehnsucht Rache und natürlich um all die nutzlosen Versuche den Partner
nach dem eigenen Wunschbild zu formen. Trotz oft erbitterter Stellungskriege über mehr als
sechs Jahrzehnte bleiben sie bei ihrem Versprechen und das nicht aus Konvention oder aus dem
Gefühl heraus: was habe ich sonst für eine Wahl? Sie bleiben innig miteinander verbunden. Die
Intensität der Auseinandersetzungen die Hingabe die Zärtlichkeit der Überschwang und Übermut
die kindliche Naivität und Erzählfreude sind das ewig Lebendige und Kostbare an dieser
Hinterlassenschaft die natürlich wesentlich gekürzt ist um Raum zu lassen für Fiktion
Zeit-und Lebensgeschichte. Im heutigen Zeitalter der elektronischen Kurznachricht lesen sich
die Briefe geradezu wie Literatur. Was schreiben sich Verliebte heute - wenn sie sich
überhaupt noch schreiben? Die Kürzel haben ja buchstäblich die Sprache verschlagen. Das
Schreiben blieb für Friedrich und Rosa die einzige Möglichkeit aus dem Alltag zu erzählen
ihre Liebe Nöte und Sehnsüchte auszutauschen an ihren Hoffnungen und Träumen festzuhalten
denn der Krieg trennte sie für viele Jahre. Friedrich muss sich - ganz gegen seine Natur - erst
einmal im Kriechgang üben. Zur Vorbereitung auf den Dienst an der Waffe wird er zum
Arbeitsdienst eingezogen. Später als Soldat in Holland geht es ihm schon besser - so makaber
das klingt. Der Krieg ist erst einmal weit weg. Zudem hat er eine Nische gefunden:
Nachrichtentechniker. So kann er es sich hier als Besatzer im Windschatten des Krieges
gemütlich machen und hat auch noch Zeit sich über die verlorene Zeit mit natürlich guter
Literatur hinweg zu retten. Rosa rettet sich mit der Evakuierung ins Württembergische vor den
schwiegermütterlichen Zumutungen und vor den Bomben im Ruhrgebiet. Auf der schwäbischen Alb
lebt es sich geradezu behaglich wenn nur der verdammte Krieg nicht wär...Die
Allmachtphantasien eines durchgeknallten Diktators und dessen kriminelles Rollkommando werden
nicht wahr-oder nicht ernst genommen. Schließlich gibt es Wichtigeres - nämlich die eigene
Zukunft.Der Krieg nervt weil er ihre Pläne durchkreuzt und sie nicht zusammen sein können. So
sind diese Briefe als Spiegel ihrer Zeit ein zeitgeschichtliches Dokument und gleichzeitig da
letztlich alle Sorge um das eigene Wohl kreist entwaffnend zeitlos. Zeitgebunden der
Sozialdarwinismus der Glaube an eine überlegene Rasse. Der edle Mensch der Held schlechthin
ist nordischen Geb