Handwerkliche Produktion findet in Kairo nicht in geschlossenen Werkstätten sondern unter
freiem Himmel und direkt an der Straße statt. Einzelne Gewerke sind meist in bestimmten
Vierteln oder Straßenzügen konzentriert. Auch die Stuckwerkstätten sind in Kairo größtenteils
nach diesem Prinzip in Cluster gruppiert. Die Werkstatt dient dem Stuckateur nicht nur zur
Vorbereitung der Arbeitsschritte die auf der Baustelle stattfinden sondern auch als Showroom.
Innenwände und Fassaden sind übersät mit Mustern und dienen als Ornamentkatalog. Das Ergebnis
ist oft grotesk. Dekorationssysteme der Belle Epoque werden dekonstruiert und als als räumliche
Kollage wieder zusammengefügt Symbole der Popkultur finden sich neben historischem Formen
Micky Mouse neben Akanthusblättern. Luc Merx hat diese Werkstätten die zum grossen Teil
inzwischen abgerissen wurden fotografisch dokumentiert. Seine Fotografien zeigen deren
einmalige Ästhetik mit vielfältigen Bezügen zur Baupraxis und Bau- und Kunstgeschichte. In den
Werkstätten spiegelt sich das widersprüchliche Verhältnis Ägyptens zu seiner kolonialen
Vergangenheit zur Moderne und zur Identität des Landes. Luc Merx' Fotografien erinnern an
Bilder von Piranesi John Soane und Hubert Robert. Die gezeigten Räume sind fragmentarisch
unfertig und gleichzeitig in einem Zustand fortschreitenden Verfalls. Der Textteil der
Publikation erläutert den sozialen und historischen Kontext der Bilder ihre Ästhetik und die
Relevanz der Fotografien für den aktuellen Diskurs über Gestaltung. Mit Texten von: Werner
Oechslin Gijs Wallis-de-Vries Andreas Hild Dalia Wahdan Holger Gladys Christian Holl
Heiner Stengel Matthias Castorph Francesca Torello Federico Garrido Christian Rabl Holger
Zinke und Luc Merx. Die Publikation ist in Kooperation mit dem Felsberg Future Lab entstanden.