Ältere Moselaner oder passionierte Moselfahrer bekommen noch heute strahlende Augen wenn sie
an jene Zeit zurückdenken als das Saufbähnchen den Windungen der Mosel folgte die Gemeinden
mit den für Weinkenner wohl-klingenden Namen mit der großen weiten Welt verband und dabei ein
einzigartiges Stück Reisekultur ausstrahlte. Die Einmaligkeit der Kleinbahn ist weit über die
Mittelmosel hinaus bekannt geworden wie zahllose recht liebevoll verfaßte zeit-genössische
Artikel belegen. An die 120 Jahre sind verstrichen seit der erste Abschnitt in Betrieb ging.
Begonnen hatten die Bestrebungen um eine getreu den Moselschleifen folgende Bahnstrecke schon
viel früher als feststand daß die Hauptbahn die Orte an der Mit-telmosel nicht berühren wird.
Die Firma Lenz & Co. fand sich bereit eine - zunächst schmalspurig angedachte - Kleinbahn
zwischen Trier und Bullay anzulegen mitzufinanzieren und zu betreiben. Gebaut wurde die 103 km
lange Re-gelspurstrecke der 1899 gegründeten Moselbahn AG in drei Teilen in Betrieb genommen
aufgrund von Überschwemmungen aber in fünf Etappen. Im August 1905 war die teuerste und längste
deutsche Kleinbahn vollendet. Die Moselbahn häufig auch Moseltalbahn oder scherzhaft
Saufbähnchen genannt hatte mit enormen Lasten zu kämpfen und kam finanziell nie auf einen
grünen Zweig. Die Baukosten hatten sich gegenüber ersten Schätzungen verdreifacht denn weite
Abschnitte erhielten als Hochwasserschutz große Viadukte und Stützmauern und dazu wurde viel in
komfortable Reisezugwagen und schmucke Stationsgebäude investiert. Gedeckt wurden die
Mehrkosten mit einem gewagten Finanzierungsmodell so daß die Aktionäre zumeist vergeblich auf
Dividenden hofften. Weil der Schwerpunkt von Beginn an im Personen- und hier vor allem im
Ausflugsverkehr liegen sollte hatte sich die Moselbahn auferlegt einen hochwertigen
Fahrzeugpark vorzuhalten. Hohe Verluste mußte sie immer wieder durch Einnahmeausfälle und
Reparaturen wegen des fast alljährlichen Hochwassers hinnehmen. Nachteilig war auch die
kleinbahnmäßige Ausstattung die viele betriebliche Einschränkungen bedingte und zu unzähligen
Kollisionen mit dem Straßenverkehr und mit Passanten führte. Über ein mangelndes
Beförderungsaufkommen konnte sich die Moselbahn keineswegs beklagen. Obwohl sie bis zuletzt
jährlich um die zwei Millionen Fahr-gäste und gut 100.000 - 150.000 t Güter zählte geriet sie
in den 50er Jahren immer tiefer in die roten Zahlen. Die Moselkanalisierung sowie die
Einstellung der Bahnpost versetzten ihr den Todesstoß so daß die Kleinbahn - gegen alle
Proteste seitens der Anlieger - in den Jahren 1961-68 etappenweise eingestellt wurde. Für den
Güterverkehr verblieb lediglich ein 5 km langes Reststück von Trier nach Ruwer. Die Moselbahn
gibt es noch heute nämlich als modernes Busunternehmen mit weitver-zweigtem Liniennetz in
privater Hand. Begeben wir uns zurück in eine weit zurückliegende Epoche und schwelgen in
Erinnerungen an das unvergessene Saufbähnchen mit seinem außergewöhnlichen Fahrzeugpark den
reizenden Stationen den engagierten Mitarbeitern sowie den zahllosen Geschichten aus seinem
Leben. Alles einsteigen bitte!