Werner Söllner (1951-2019) war eine zentrale Gestalt nicht nur der rumäniendeutschen sondern
der deutschen Poesie schlechthin. Bekannt geworden ist er durch die Gedichtbände Kopfland.
Passagen (Suhrkamp 1988) und Der Schlaf des Trommlers (Ammann 1992) die mehrfach
ausgezeichnet wurden. Danach nahm er 23 Jahre lang eine Freiheit in Anspruch die das Gedicht
Seestück als eine Freiheit wortlos zu sein vorbestimmte. Er rückte fortan seine
Übersetzertätigkeit Essayistik und Literaturvermittlung in den Vordergrund und platzierte
seine geografischen und literaturgeschichtlichen Erkundungen in Zeitung und Rundfunk. 2002 trat
er schließlich seinen bürgerlichen Beruf an und wurde als Nachfolger Paulus Böhmers Leiter des
Hessischen Literaturforums im Mousonturm. Doch als sein letzter Gedichtband Knochenmusik
(Edition Faust 2015) erschien war alles worauf seine LeserInnen so lange warten mussten
wieder da: die Sprachmagie seiner Lyrik der zu seinem Recht gekommene Reim die knappe Form
das Alltägliche die rumänische Herkunftslandschaft das persönliche Schicksal die Differenz
der erlebten politischen Systeme die deutsche Geschichte der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts die Vergänglichkeit allen irdischen Lebens und die Spekulationen über das Ende
von Geist und Materie.Schartige Lieder ist eine repräsentative Auswahl seiner Lyrik aus sechs
Gedichtbänden und mehreren Künstlerbüchern und nicht zuletzt eine Hommage auf einen Freund und
Lyriker dessen Poesie in jüngere LyrikerInnen-Generationen hineinwirkt und auch künftige
LeserInnen begeistern wird.