Sexuelle Gewalt ist männlich. Täglich konfrontieren uns die Medien mit Berichten über "normale"
sexuelle Belästigungen Vergewaltigungen oder gar Sexualmorde. Was sind die tieferen Ursachen
für dieses Verhalten? Rolf Pohl kommt zu der Erkenntnis daß diesen Gewaltformen eine
ambivalente bis feindselige Einstellung zu Frauen zugrunde liegt die als Tendenz bei fast
allen Männern nachweisbar ist. Weiblichkeit wird von Männern unbewußt als Bedrohung erlebt und
deshalb abgewehrt. Pohl weist nach daß die gängigen Erklärungsversuche zu kurz greifen die
sexuelle Gewalthandlungen ausschließlich als Ausdruck männlicher Macht deuten und die
Sexualität des Mannes unberücksichtigt lassen. Der Autor verknüpft den Ursprung
geschlechtsbezogener Gewalt mit der geschichtlich-gesellschaftlichen Entstehung und Entwicklung
der männlichen Sexualität und ihrer phallisch-aggressiven Ausrichtung. Denn entscheidend sind
nicht allein die Triebgrundlagen von Sexualität und Aggression sondern ihre Bindung an das
gemeinsame Objekt: die Frau. Die typisch männliche Gewaltbereitschaft entspringt einer aus Lust
Angst Neid Wut und Hass bestimmten unbewußten Einstellung zur Weiblichkeit. Anhand
einschlägiger ethnologischer und kulturvergleichender Studien zeichnet der Autor zunächst nach
wie unter dem Druck vorherrschender Männlichkeitsbilder die Verbindungen von Sexualität und
Aggressivität auch in die Körper eingeschrieben werden. Männliche Initiationsriten unter
Ausschluß der Frauen und der gesellschaftlichen Abwertung von Weiblichkeit sind für die
kulturelle Erzeugung hegemonialer Männlichkeit entscheidend. Im weiteren untersucht Pohl die
Wege der männlichen Sozialisation in westlichen Gesellschaften und setzt sich kritisch mit
psychoanalytischen Erklärungsansätzen auseinander die er mit neueren sozialpsychologischen
Forschungen konfrontiert. Abschließend diskutiert der Autor das Verhältnis von männlicher
Sexualität und Destruktionslust am Beispiel von Massenvergewaltigungen unter Kriegsbedingungen
aus jüngster Zeit. Hass und Gewaltbereitschaft gegenüber Frauen so die Kernthese des Autors
ist auch als Ergebnis einer Leugnung und Abwehr der männlichen auf den weiblichen Körper
gerichteten Begierde zu verstehen. Die durch Frauen ausgelöste sexuelle Erregung bestätigt die
Abhängigkeit des Mannes und entlarvt die im männlichen Autonomiewunsch enthaltene Idee
vollkommener Beherrschung und Kontrolle als wahnhafte Illusion.