August Strindberg nannte ihn einmal bewundernd einen wilden Mann. Frank Wedekind schickte 1913
zum 50. Geburtstag dem größten lebenden deutschen Dichter die herzlichsten Glückwünsche. 2020
zum hundertsten Todestag desselben Richard Dehmel findet sich in den deutschen Feuilletons
kaum mehr eine Zeile der Erinnerung. Von den schon 1909 in zehn Bänden vorliegenden Gesammelten
Werken ist wenig geblieben. Lange hatten Dehmels Gedichte zum Kanon der deutschen Lesebücher
gehört heute sind auch die bekanntesten daraus verschwunden. Wenn allerdings Musik der
Avantgarde vom Anfang des 20. Jahrhunderts erklingt Werke von Arnold Schönberg Anton Webern
oder Richard Strauss sind nicht selten auch Verse Richard Dehmels zu hören. Verklärte Nacht
Schönbergs berühmtes Streichsextett Op. 4 ist von Dehmels gleichnamigen Gedicht inspiriert.
Die Verse aus dessen epischer Dichtung Zwei Menschen stehen der Partitur voran. Richard Dehmel
hat einer ganzen Generation das Feld der Moderne eröffnet. Thomas Mann schickte ihm seine erste
Novelle zur Kritik. Schließlich ist Dehmels Werk buchstäblich von den jungen Bewunderern
überschrieben worden. Der 1863 in dem kleinen märkischen Dorf Hermsdorf (Münchehofe) geborene
Richard Dehmel wuchs in Kremmen auf besuchte in Berlin das Gymnasium machte in Danzig Abitur
promovierte nach einem Studium der Ökonomie in Leipzig arbeitete bis er als freier
Schriftsteller leben konnte als Angestellter in der Versicherungswirtschaft. Er war zweimal
verheiratet häufig unglücklich verliebt Vater dreier Kinder. Schon vor dem Ersten Weltkrieg
hat er Berlin verlassen und zog nun ein berühmter Mann mit seiner zweiten Frau Ida Dehmel
nach Hamburg. Sein Haus in Blankenese einst von reichen Gönnern dem Dichter geschenkt kann
nach seiner Restaurierung als Gesamtkunstwerk von Richard und Ida Dehmels Hand besichtigt
werden. Die Mark das Forsthaus in Kremmen in dem Richard Dehmel aufwuchs haben reiche Spuren
in seinem Werk hinterlassen. Sie freizulegen ist Ziel dieser biografischen Skizze die erstmals
quellenkritisch von Dehmels Jugend in der Mark seinen literarischen Anfängen und der Bohème
der 1890er Jahre in Berlin erzählt.