Ich glaube nicht zu irren wenn ich annehme daß in unserer Zeit des Wichtigen und
Gedankenreichen mehr in Handzeichnungen niedergelegt ist als in Bildern.Diese Bemerkung schrieb
der Maler Moritz von Schwind ein Zeitgenosse Heinrich Drebers an den berühmten Hamburger
Sammler Arnold Otto Meyer und sie könnte nicht treffender auf Dreber gemünzt sein. Kaum ein
Künstler seiner Zeit hat sich so intensiv der Zeichnung gewidmet und dabei ein solch inhaltlich
wie stilistisch diversifiziertes OEuvre hinterlassen. Umso erstaunlicher ist es dass sich seit
Richard Schönes umfangreicher Monographie aus dem Jahre 1940 niemand intensiv mit dem Künstler
beschäftigt hat.Als Ludwig Richters hoch geschätzter Schüler hat Dreber in den 1840er Jahren
faszinierend feinzeichnerische Blätter in Anlehnung an die große deutsche Zeichenkunst der
Renaissance geschaffen bevor er nach Italien aufbrach und sich dort immer weiter von seinen
Wurzeln entfernte. In den 1850er Jahren dominiert der grobkörnige Abrieb des Stiftes der
weniger Linie und mehr Fläche ist eine Entwicklung die beinahe bis zur Auflösung des
Bildgegenstandes reicht. Hierin steht er Arnold Böcklin seinem Künstlerfreund aus römischen
Tagen nahe und entdeckt über den Strich eine Mythologie die ihm ein Arkadien offenbart das
er als Sehnsuchtsort in immer weiteren Variationen umkreist und dies in einer zeichnerischen
und inhaltlichen Reduktion die möchte man den Vergleich mit der Moderne nicht scheuen an
Konzeptkunst und Abstraktion erinnert.Thomas Herbig widmet sich 80 Jahre nach Richard Schöne
erstmals wieder in einer großen Monographie dem Künstler Heinrich Dreber als Zeichner und führt
geprägt durch ein umfangreiches Quellenstudium in diesen künstlerischen Kosmos ein der es
mehr als verdient aus dem Kreis der Spezialisten hervorgehoben und einem breiteren Publikum
vorgestellt zu werden.