Nordwestlich der Textilstadt Bradford liegt inmitten des Moores von Yorkshire das unscheinbare
Weberdorf Haworth. An seinem hochgelegenen Ende ragt neben der Dorfkirche das Pfarrhaus auf.
Beide sind umgeben von einem ausgedehnten düsteren Friedhof mit hunderten von Grabsteinen und
Platten die von einem schwierigen Leben in dieser abgelegenen Gegend erzählen. Im April 1820
zieht der irischstämmige Pfarrer Patrick Brontë mit seiner Familie hier ein. Seine vier
überlebenden Kinder der Sohn Branwell sowie die Töchter Charlotte Emily und Anne erfinden
schon im Alter von acht neun Jahren in dieser Einsamkeit fantasievolle Geschichten über die
ausgedachten Königreiche Angria und Gondal. Über die Jahre gewinnen die Geschichten an Feinheit
und finden ihre Vollendung schließlich in Romanen die gleichermaßen autobiographisch wie von
vielfacher Lektüre und einer ausufernden Fantasie geprägt sind. Charlotte beschreibt in Jane
Eyre die fürchterlichen Zustände in Mädcheninternaten und in Shirley den Widerstand vieler
Weber gegen die Industrielle Revolution. Leser fragen sich immer wieder woher die schüchterne
und zurückgezogene Emily die Kraft für ihren wuchtigen Roman Wuthering Heights (Sturmhöhe) nahm
in dem die Gewalt der Natur sich mit der Gewalt des Bösen in Gestalt des Heathcliff misst. Und
die unscheinbare Anne wird heutzutage für ihre Werke Agnes Grey und The Tenant of Wildfell Hall
(Die Herrin von Wildfell Hall) sogar als frühe emanzipatorische Autorin gefeiert. Franz-Josef
Krücker traf während seines Anglistikstudiums in Köln und seiner Tätigkeit als
Fremdsprachenlehrer im nahen Halifax erstmals auf die Brontës. Im neuen Heft unserer beliebten
Reihe erzählt er ihre Geschichte.Angelika Fischer liefert dazu mit ihren sensiblen
Photographien ein indirektes Porträt der genialen Geschwister und die Aura ihres
Lebensumfeldes.