»Wenn du willst dass das Leiden endet dann musst du handeln.« Tsitsi Dangarembga Tsitsi
Dangarembga gilt als eine der wichtigsten Stimmen Afrikas. "Verleugnen" ist der zweite Band
der Tambudzai Trilogie. Als Simbabwe die Unabhängigkeit erlangt beginnt die Protagonistin
Tambudzai Sigauke ihr zweites Jahr am Young Ladies' College of the Sacred Heart. Eine Schule
in der die Rassenkonflikte des kolonialen vorstaatlichen Simbabwes tief verankert sind. Die
Missionsschule wird von weißen Nonnen geführt die es als Beweis ihrer Nächstenliebe sehen
dass sie Schwarze Schülerinnen - fünf an der Zahl - in die Schule aufgenommen haben. Doch die
Schülerinnen führen ein ungleiches Leben: So müssen die Schwarzen Schülerinnen alle gemeinsam
in einem Raum der als "afrikanischer Schlafsaal" bekannt ist übernachten. Und obwohl
Tambudzai die sehr ehrgeizig ist die besten Noten ihres Jahrgangs hat gelingt es ihr nicht
in die Ehrenliste der Schule aufgenommen zu werden - stattdessen wird der erste Platz von einem
weißen Mädchen namens Tracey besetzt. Je mehr sie sich anstrengt anerkannt zu werden desto
weiter fühlt sich Tambu von jeder Belohnung entfernt und die Auswüchse des Kolonialismus drohen
ihr bei jedem Schritt ein Bein zu stellen. Tambu beginnt in jener Zeit sich bis ins Extreme
an ihrer weißen Umgebung zu orientieren. So sehr dass sie sich freiwillig für den Krieg meldet
und für die weißen rhodesischen Soldaten strickt um von ihrem weißen Umfeld akzeptiert zu
werden. Dabei entfremdet sich Tambu zugleich von ihrem Dorf ihrer Familie und ihrer Herkunft.
Der Roman beleuchtet Tambus zunehmend verzerrte Perspektive die durch eine konzentrierte fast
klaustrophobische Ich-Perspektive und einen meisterhaften Einsatz von Rückblenden erreicht
wird. Wir nehmen so vollständig an Tambus Gedanken teil dass man sich immer wieder
vergegenwärtigen muss dass dies nicht die Realität ist sondern die Welt wie Tambu sie sieht.
Die tragische Ironie des Romans besteht darin dass Tambu nicht realisiert wie falsch und
unerreichbar ihr Ziel ist. Es ist dieselbe alte Geschichte vom Schwarzsein in einer viel zu
weißen Welt auch wenn ironischerweise die weiße Welt hier tatsächlich in Afrika liegt.