Hegel war überzeugt dass die Freiheit des Einzelnen sich niemals losgelöst oder gar in
Konkurrenz zur Gesellschaft verstehen lässt. Wirklich frei so versuchte er zu zeigen werden
wir erst mit und durch die anderen. Bei-sich-selbst-Sein im Anderen lautete in seinen Worten
das ambitionierte Ansinnen seiner Philosophie. Folgt man ihm in diesem Gedanken dann eröffnen
sich neue Perspektiven auf heutige Probleme für die eine Politik die vom Einzelnen ausgeht
keine Antwort zu bieten scheint. Anstatt eine starke Klimapolitik Umverteilung oder
Coronamaßnahmen primär als Bedrohung der individuellen Freiheit zu sehen könnte man -
ausgehend von der Annahme dass Freiheit unweigerlich sozial ist - fragen: Welche Institutionen
bräuchte es um Selbstbestimmung und Entfaltung auch in Zukunft zu garantieren? Welche sozialen
Beziehungen würden es uns ermöglichen bei uns selbst zu sein? Ebenso wie wir lebte Hegel in
Zeiten großer Umbrüche. Als Jugendlicher verfolgte er begeistert die Französische Revolution.
Die Philosophie seiner Tage war ebenfalls im Wandel begriffen die Religion hatte ihre
unhinterfragte Vormachtstellung verloren das Verhältnis von Ich und Welt Individuum und
Gesellschaft wollte neu gedacht werden. Kein Wunder also dass sein Anspruch an die Philosophie
war ihre Zeit in Gedanken zu fassen. Anders als oft angenommen liefert Hegel dabei keine
Prognosen die uns erlauben zu sagen wie wir von der Gegenwart in die Zukunft schreiten. Aber
seine Hinwendung zu Momenten der Krise als Chance - um Neues zu schaffen und Ideale
voranzutreiben - könnte heute da die Zukunft zunehmend düster erscheint als Inspiration
dienen. Hegel liefert keine leichten Antworten. Anstatt eines Entweder-oder ging es dem
Philosophen der Dialektik darum Widersprüche zusammenzudenken und aufzuheben - freilich ohne
jemals alle Spannung einzuebnen. Das Denken bleibt also immer in Bewegung. Gerade in dieser
Komplexität und Dynamik liegt der Reiz seiner Philosophie. Mit Beiträgen von Robert Menasse
Judith Butler Karl Lauterbach Thea Dorn Axel Honneth Christoph Menke Slavoj Zizek u. v.
m.