Die erste Auflage dieses Buches der Motorschiff- und Jacht-Bibliothek erschien im Jahre 1908
aus der Feder von H. de Méville als Band 32 der Auto-technischen Bibliothek. Das damals zur
Verfügung stehende Material an rein deutschen Jachtkonstruktionen war verhältnismäßig gering
da die Entwicklung dieser Fahrzeuge in Deutschland dem Ausland namentlich Amerika und England
gegenüber noch weit im Hintertreffen war. Das hat sich seit 1908 dank der rührigen Tätigkeit
des 1906 gegründeten Deutschen Motorboot-Klubs und des 1907 gegründeten Motorjacht-Klubs von
Deutschland erheblich zugunsten der deutschen Industrie geändert. Aus dieser Entwicklung ergab
sich dass bei einer Neubearbeitung des Bandes auf die Abbildung und Beschreibung englischer
und amerikanischer Konstruktionen verzichtet werden konnte. Deshalb soll auch das Buch in
erster Linie dazu dienen dem Leser über den Stand des deutschen Motorjacht- und Motorbootbaues
einen kleinen Überblick zu geben und ihm die Auswahl dessen zu erleichtern was er für seine
Zwecke am Geeignetsten hält. Dagegen konnten die Abschnitte über Ausrüstung Seemannschaft usf.
unverändert beibehalten werden. Die Zeiten brachten es mit sich dass nicht jede vorhandene
Werft mit Rissen oder Abbildungen vertreten sein konnte. Die Auswahl des von den meisten
Werften zur Verfügung gestellten Materials ist lediglich nach dem Gesichtspunkte getroffen die
Mannigfaltigkeit der Ausführungsmöglichkeiten zu zeigen. Diese Mannigfaltigkeit aber ist es
gerade die auch zeigt weshalb an eine allgemeine Verbilligung des Motorbootbaues etwa wie
beim Automobilbau zunächst nicht zu denken ist. Der Motorbootbau wird nie ein Serienbau in dem
Maße wie der Automobilbau werden weil einmal der Interessentenkreis ein zu kleiner ist zum
anderen aber jeder dieser Käufer seine eigenen Bequemlichkeitsideen hat. Der eine fährt gern
schnell und will durch den rauschenden Gischt der Bugwelle gekitzelt werden er kauft ein
Schnellboot und geht vielleicht später zum Rennboot über. Der andere begnügt sich mit einem
schnellen Tourenboot für Tagestouren. Der dritte kann sich damit nicht begnügen er muss darauf
mindestens kochen können und einen Unterschlupf für die Nacht haben. Er bekommt ein offenes
Boot mit einer langen Back ä la Hundehütte wo er nachts trocken und warm liegt. Hieraus
entwickelt sich dann allmählich die bequemere Vorderkajüte mit Sitz- oder Stehhöhe Pantry usw.
Man sieht schon hier die Liebe zum Motorboot geht nicht durch den Magen sondern durch den
Geldbeutel. Der vierte fünfte sechste verlangen eine bequemere oder eine ganz große feine
Kajüte mit vielem Platz zum Essen und zum Schlafen geräumige Kojen für die Besatzung
Binnenkreuzer Seekreuzer eine Maschine zwei Maschinen manchmal alles was sogar bei 18 m
Länge und mehr schwer unterzubringen ist in einem Boot von 12 m. Da ist häufig eine sehr
geschickte Diplomatie der Werften und des Konstrukteurs notwendig um die Wünsche mit dem
Geldbeutel des Bestellers einerseits und der Ausführungsmöglichkeit andererseits in Einklang zu
bringen. Hier und da muss auf zuviel verzichtet werden um das wirklich Notwendige und Wichtige
zu ermöglichen. Wenn daher das Buch dem Leser einen Anhalt für das in vernünftigen Grenzen
Erreichbare geben kann so ist sein Zweck damit erfüllt.