Am 15. Februar 1872 erwirkte Mannheims Oberbürgermeister Eduard Moll die staatliche Genehmigung
zur baulichen Erschließung der Neckar(vor)stadt. Damit war der Startschuss für einen ganz
besonderen Stadtteil mit oft widerstreitenden und widersprüchlichen Lebenslinien gefallen: Von
ausgedehnten Gartenanlagen und stinkenden Chemiefabriken ist in diesem Buch die Rede von
unbeschwertem Freizeitvergnügen und tiefer sozialer Not von der roten Hochburg und den
Aufmärschen der Nationalsozialisten. Der Arbeiterstadtteil jenseits des Neckars reichte vom
Industriehafen über die Neunzehnte und das Musebrot-Viertel bis hin zum christlich-jüdischen
Friedhofsbereich. Und mittendrin ein zentraler Platz auf dem sich eine bunte Bevölkerung
mischte und nicht nur vergnügliche Messespektakel besuchte. Hier befeuerten rote wie braune
Redner ihre Anhängerschaft nahmen Straßenkämpfe und Aufmärsche an Fahrt auf. Auf breiter
Quellenbasis und reich illustriert mit teils unbekanntem Bild- und Kartenmaterial präsentiert
der Autor die Geschichte der Neckarstadt von ihren Anfängen bis nach dem Ende des Zweiten
Weltkriegs.Zur Geschichte des Buches:Unter dem Motto Grabe wo du stehst begannen in den 1980er
Jahren auch in der Neckarstadt historisch interessierte Menschen sich der Geschichte ihres
Stadtteils zu widmen. Bei der Suche nach Eckdaten stieß die Geschichtswerkstatt Neckarstadt
unter anderem auf das Gründungsjahr 1872. So konnte 1997 ein erstes Jubiläum begangen werden.
Ein Vierteljahrhundert später rechtzeitig zum 150-jährigen Bestehen erscheint nun erstmals
eine umfassende geschichtliche Übersicht.