In Der Sandler wird eine Geschichte erzählt die eigentlich gar nicht erzählt werden darf. Denn
sie handelt von der Scham des sozialen Abstiegs - und diese Scham macht die Betroffenen
schweigen. Der Sandler ist deshalb eine fiktive Geschichte die Obdachlose ins Zentrum stellt
und trotz aller Fiktion ein realistisches und vielschichtiges Bild ihres Alltags auf den
Münchner Straßen vermittelt. Einer von ihnen ist Karl Maurer. Er mäandert durch die Stadt
besucht Suppenküchen und Kleiderkammern und manchmal wird er von den Bildern seines früheren
Lebens eingeholt - von seiner Frau und seiner kleinen Tochter der Zeit als Mathematiklehrer
und dem Kind das ihm vors Auto lief. Gleichzeitig durchstreift auch sein Freund Lenz die Stadt
auf der Suche nach ihm. Lenz ein Zettelschreiber und Utopist merkt dass es mit ihm zu Ende
geht. Er will Karl seine unfertigen Notizen vermachen und was noch viel wichtiger ist den
Schlüssel zu seiner Wohnung die er geerbt hatte in der er sich aber geweigert hatte zu leben.
Lenz' Tod ist ein Wendepunkt. Die Wohnung könnte Karls Chance sein die diffusen stets auf die
lange Bank geschobenen Pläne sein Leben wieder in den Griff zu bekommen in die Tat
umzusetzen. Gleichzeitig merkt auch Kurt ein Haftentlassener der stets den Angriff für die
beste Verteidigung hält dass er sein Leben ändern muss. Auch er sucht eine Bleibe die er mit
niemandem mehr zu teilen braucht. Der Sprachlosigkeit der Obdachlosen setzt Markus Ostermair
eine Sprache entgegen die nahe an ihr Leben heranführt ohne dabei zu werten zu romantisieren
oder voyeuristisch zu sein.