Eines weiß sie genau als sie heranwächst: Heiraten will das Mädchen von der Insel Rügen auf
keinen Fall der große Bruder Carl genügt ihr als Vertrauter. Franziska Tiburtius will alles
wissen und selbst für ihren Unterhalt sorgen. Also wird sie Lehrerin. Carl aber meint dass
mehr in ihr steckt. Er ist Arzt und schickt die Schwester zum Medizinstudium nach Zürich. Denn
in Deutschland sind Frauen an den Universitäten nicht zugelassen. Franziska besteht das Examen
und promoviert dann geht sie mit ihrer Studienkollegin Emilie Lehmus nach Berlin um dort im
Jahre 1877 die erste von Frauen betriebene Arztpraxis in Deutschland aufzumachen.Der Weg der
Doktorin Tiburtius war ein Hindernislauf. Die Welt der Akademiker in Zürich und die der
Mediziner in Berlin ist nicht für Frauen gemacht ja Weibsleut sind dort unerwünscht.
Beharrlich mutig und energisch erstreiten Franziska und Emilie für sich selbst und für alle
die nach ihnen kommen einen Platz in Praxis und Geschichte der Medizin. Arme Patientinnen
werden bei ihnen umsonst behandelt sehen sich die Doktorinnen doch auch als pflichtbewusste
Helferinnen der Armen in ihrer Not. Mit der Frauenbewegung die damals entsteht hat Franziska
indessen zunächst gar nichts im Sinn. Die Vereinsmeierei und die lauten Töne missfallen der
konservativen Dame. Aber sie lernt dazu und versteht eines Tages: Ohne die Solidarität der
Frauen kommt sie nicht weiter. Mit den großen um die Gleichberechtigung kämpfenden
Persönlichkeiten im Kaiserreich Hedwig Dohm Helene Lange Lina Morgenstern und Minna Cauer
schließt sie Freundschaft.