Die Organisationsgeschichte des Stadtjugendrings Wiesbaden wird kritisch beleuchtet. Dabei
beschränkt sich der Fokus jedoch nicht nur auf dessen Geschichte sondern stellt diese in den
bundesdeutschen Kontext. Den Autor leiten hierbei folgende Fragen: Wie wirkten sich epochale
Ereignisse auf die Jugendverbandsarbeit aus? Wie handelten und reagierten Jugendverbände im
Angesicht gesellschaftlicher Modernisierungsprozesse und Krisenentwicklungen?Die hier
formulierten Antworten zeichnen einige gesellschaftsprägende Konfliktlinien des letzten
Jahrhunderts nach. Walter Laqueur konstatierte in seinem Grundlagenwerk zur deutschen
Jugendbewegung dass man ihre Geschichte kennen müsse »will man das Deutschland des
zwanzigsten Jahrhunderts verstehen«. Laqueur folgend richten auch wir zunächst den Blick auf
die umkämpften 1920er Jahre und stellen die Frage in welchem Verhältnis die Jugendringe der
Weimarer Zeit zu den postnazistischen Jugendringen stehen. Anhand des Wiesbadener Beispiels
wird erörtert ob in der Geschichte der frühen Verbandsarbeit Traditionslinien existieren in
die sich heutige demokratische Jugendorganisationen stellen können.