Als mit dem Ende der Naziherrschaft die Presse- und Rundfunkfreiheit in Westdeutschland einzog
entstanden hierzulande auch Frühformen des kritischen Journalismus nach angelsächsischem
Vorbild. Doch anders als dort gerieten sie rasch in parteipolitisches Fahrwasser und in den
Einflussbereich der im Bund und in den Ländern regierenden Mehrheitsparteien. Diese Entwicklung
zeigte sich am deutlichsten bei den politischen Magazinen der ARD seit Anfang der 1960er-Jahre
und sie hält in abgeschwächter Form in vielen politischen Sendungen des öffentlich-rechtlichen
Rundfunks und Fernsehens bis heute an. Aber auch andere Einflüsse machten und machen
kritischem Journalismus zu schaffen: immer stärker werdende Abschottungstendenzen in Staat
Politik und Wirtschaft bei gleichzeitiger großflächiger Ausforschung der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter kritischer Medien. Dafür nennt dieses Buch eines Insiders zahlreiche spannende
Beispiele. Doch es gibt auch Gegeninitiativen auf nationaler und europäischer Ebene die den
Schutz kritischer Journalistinnen und Journalisten und ihrer Quellen darunter sog.
Whistleblower vor staatlicher und geheimdienstlicher Ausforschung und Überwachung zum Ziel
haben. Das Europäische Medienfreiheitsgesetz (EMFA) soll diesen Schutz gewährleisten und noch
2024 verabschiedet werden. Der strittige Punkt »Nationale Sicherheit« der u. a. Militär-
Rüstungs- und Geheimdienstthemen betrifft wurde zu diesem Zweck aus dem Gesetzestext
herausgehalten. Kritiker sehen darin aber neue Interventionsmöglichkeiten von Staaten gegen
Journalistinnen und Journalisten die in diesem Bereich recherchieren.