Der österreichische Arzt und Schriftsteller Ernst Weiß (1882-1940) von Thomas Mann als eines
der größten Talente der deutschen Prosadichtung gepriesen zählt zu den vielen jüdischen
Exilanten die der deutsche Faschismus in den 1930er Jahren aus ihrer Heimat vertreibt.
Zuflucht findet er in Prag und später in Paris. Dort stürzen ihn seine angespannte finanzielle
Lage und das Verbot als Arzt zu praktizieren in große Verzweiflung. Als schließlich die
deutschen Truppen in die französische Hauptstadt einmarschieren nimmt der sensible Autor sich
das Leben. Weiß' Erzählungen sind stark durch dessen Arbeit als Arzt geprägt. Immer wieder
finden sich Themen wie Krankheit medizinische Psychologie und Medizinethik. Viele seiner
Figuren haben medizinische Berufe. Heute wird er vor allem noch wegen seiner engen Freundschaft
zu Kafka erinnert. Sein erzählerisches Talent und sein literarisches Werk sind leider nahezu in
Vergessenheit geraten. Sein Entwicklungsroman Boëtius von Orlamünde spielt in einem belgischen
Internat kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Erzählt wird die Geschichte eines jungen
Adelssprösslings den die gesellschaftlichen Umstände dazu zwingen die Werte und Ideale seiner
Familie zu hinterfragen und sein Leben grundlegend zu verändern.