Bei keinem Volke der Erde reichen die Denkmäler einer höheren Kultur in so frühe Zeiten hinauf
und sind zugleich in solcher Fülle erhalten wie bei den Ägyptern. Denn in Babylonien das
zeitlich die nächste Stelle einnimmt sind die Denkmäler viel geringer an Zahl vor allem
infolge des Umstandes daß in der Tiefebene des Euphrat und Tigris der Stein ein äußerst
seltenes und kostspieliges Material bildete und von den ältesten bekannten Monumenten
Babyloniens reicht wie wir jetzt mit voller Sicherheit aussprechen können kein einziges an
das Jahr 3000 v. Chr. heran. Das dritte große Kulturvolk ältester Zeit die Chinesen folgt
noch später. In Ägypten dagegen bestand im Jahre 3000 bereits ein hochkultivierter
Einheitsstaat der das ganze Niltal umfaßte und uns nicht wenige Denkmäler hinterlassen hat
das Reich der Könige aus Thinis oder der Thiniten der ersten und zweiten Dynastie. Der
Begründer dieses Reichs der König Menes dessen großes Ziegelgrab bei Negade in Oberägypten
erhalten ist hat rund um 3300 v. Chr. gelebt. Auch in die Zeiten die vor ihm liegen können
wir einen Einblick gewinnen teils aus der geschichtlichen Überlieferung der Folgezeit die uns
z. B. noch Königslisten aus dieser Epoche erhalten hat sowie durch Rückschlüsse aus den
späteren Zuständen teils durch zahlreiche Grabfunde aus Oberägypten deren Inhalt uns die
Entwickelung der materiellen Kultur des Niltals der Technik in Ton und Stein des
Verkehrslebens der Vorgeschichte der ägyptischen Zeichnung und Malerei und zugleich der
Ausbildung der Hieroglyphenschrift kennen lehrt. Dem Einheitsstaat des Menes sind zwei Reiche
vorangegangen deren eines das langgestreckte oberägyptische Niltal das andere das Marschland
des Deltas umfaßte. [...] Der Verlag der Wissenschaften verlegt historische Literatur bekannter
und unbekannter wissenschaftlicher Autoren. Dem interessierten Leser werden so teilweise längst
nicht mehr verlegte Werke wieder zugängig gemacht. Das vorliegende Buch ist ein unveränderter
Nachdruck der historischen Originalausgabe von 1908.