Die Welt ist meine Vorstellung: - dies ist eine Wahrheit welche in Beziehung auf jedes lebende
und erkennende Wesen gilt wiewohl der Mensch allein sie in das reflektierte abstrakte
Bewußtsein bringen kann: und tut er dies wirklich so ist die philosophische Besonnenheit bei
ihm eingetreten. Es wird ihm dann deutlich und gewiß daß er keine Sonne kennt und keine Erde
sondern immer nur ein Auge das eine Sonne sieht eine Hand die eine Erde fühlt daß die Welt
welche ihn umgibt nur als Vorstellung da ist d.h. durchweg nur in Beziehung auf ein Anderes
das Vorstellende welches er selbst ist. - Wenn irgend eine Wahrheit a priori ausgesprochen
werden kann so ist es diese: denn sie ist die Aussage derjenigen Form aller möglichen und
erdenklichen Erfahrung welche allgemeiner als alle andern als Zeit Raum und Kausalität ist:
denn alle diese setzen jene eben schon voraus und wenn jede dieser Formen welche alle wir als
so viele besondere Gestaltungen des Satzes vom Grunde erkannt haben nur für eine besondere
Klasse von Vorstellungen gilt so ist dagegen das Zerfallen in Objekt und Subjekt die
gemeinsame Form aller jener Klassen ist diejenige Form unter welcher allein irgend eine
Vorstellung welcher Art sie auch sei abstrakt oder intuitiv rein oder empirisch nur
überhaupt möglich und denkbar ist. Keine Wahrheit ist also gewisser von allen andern
unabhängiger und einer Beweises weniger bedürftig als diese daß Alles was für die Erkenntnis
da ist also diese ganze Welt nur Objekt in Beziehung auf das Subjekt ist Anschauung des
Anschauenden mit einem Wort Vorstellung. [...] In dem hier vorliegenden Band behandelt
Schopenhauer verschiedene Betrachtungsweisen auf die Welt als Vorstellung und die Welt als
Wille. Der Verlag der Wissenschaften verlegt historische Literatur bekannter und unbekannter
wissenschaftlicher Autoren. Dem interessierten Leser werden so teilweise längst nicht mehr
verlegte Werke wieder zugängig gemacht. Das vorliegende Buch ist ein unveränderter Nachdruck
der historischen Originalausgabe von 1891.