An den Neurosen der Kinderzeit haben wir gelernt dass manches hier mühelos mit freiem Auge zu
sehen ist was sich späterhin nur gründlicher Forschung zu erkennen gibt. Eine ähnliche
Erwartung wird sich für die neurotischen Erkrankungen früherer Jahrhunderte ergeben wenn wir
nur darauf gefaßt sind dieselben unter anderen Überschriften als unsere heutigen Neurosen zu
finden. Wir dürfen nicht erstaunt sein wenn die Neurosen dieser frühen Zeiten im
dämonologischen Gewande auftreten während die der unpsychologischen Jetztzeit im
hypochondrischen als organische Krankheiten verkleidet erscheinen. Mehrere Autoren voran
Charcot haben bekanntlich in den Darstellungen der Besessenheit und Verzückung wie sie uns
die Kunst hinterlassen hat die Äußerungsformen der Hysterie agnosziert es wäre nicht schwer
gewesen in den Geschichten dieser Kranken die Inhalte der Neurose wiederzufinden wenn man
ihnen damals mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Die dämonologische Theorie jener dunkeln
Zeiten hat gegen alle somatischen Auffassungen der exakten Wissenschaftsperiode recht behalten.
Die Besessenheiten entsprechen unseren Neurosen zu deren Erklärung wir wieder psychische
Mächte heranziehen. [...] Dieses Buch ist ein unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von
1928.