Kein anderes Tier wird häufiger verspeist und auch sprachlich werden das Schwein die Sau und
das Ferkel oft und gern in den Mund genommen: Als Ausdruck unverdienten Glücks und fehlender
Manieren als Schimpfwort für Zeitgenossen und das kapitalistische System. Das Schwein ist auch
metaphorisch ein Allesfresser Symbol religiöser Unreinheit und sexueller Lust besonderer
Sparsamkeit und bodenloser Dummheit. Dabei zeigt sich vor allem wie nah uns das Schwein ist -
auch physiologisch. Neuesten Forschungen zufolge steht die Transplantation von Schweineherzen
in menschliche Brustkörbe kurz bevor. Kein Wunder dass sich der Mensch von seinem liebsten
Nutztier durch eine Reihe von Tabus und Vorurteilen abzugrenzen versucht. Der
Kulturwissenschaftler Thomas Macho verfolgt die Karriere des Borstentiers vom früh
domestizierten und später von Hirten gehütetem Nutztier zum Fleisch- und Allegorienlieferanten
Nummer eins. Sein Buch ist ein Plädoyer gegen Reinlichkeitsfantasien aller Art ein Portrait
alter und neuer Rassen sowie der Beweis dass das Schwein dem Menschen in Komplexität und
Widersprüchlichkeit in nichts nachsteht.