Ein «wahrhaft heiliges Wahrheitsgefühl» attestierte der Nürnberger Stadtgerichtsarzt Doktor
Preu Kaspar Hauser der am 26. Mai 1828 zu Pfingsten wie aus dem Nichts in die Welt trat. Georg
Friedrich Daumer Lehrer des Findlings erkennt in seinem Schüler eine «rigoroseste
Wahrheitsliebe» und Rudolf Steiner spricht 1908 in einem öffentlichen Vortrag von Kaspar
Hausers «eingeborener Wahrhaftigkeit». Was ist dies für ein Wesen das zu Beginn des
materialistischen Zeitalters mit solch einer außerordentlichen Signatur in Erscheinung tritt?
Und was hat er uns Heutigen zu sagen die wir in einer Zeit leben die so großzügig wie
nachlässig mit der Wahrheit umgeht? Das «Kind Europas» wie Kaspar Hauser bereits zu Lebzeiten
genannt wurde steht in tiefer Verbindung zur Wahrheitsfähigkeit des Menschen an sich. Und
somit vermochte er trotz aller Gegenkräfte seine innerste Mission zu verwirklichen indem er
gleich einem Schatzhüter Höchstes vor dem Verlust bewahrte. "Ohne Kaspar Hausers Opfer wäre
der Mensch ein Bleibender geworden. Durch Kaspar Hausers Opfer ist der Mensch ein Werdender
geblieben." Eckart Böhmer