Rudolf Steiner entwickelte in Zusammenarbeit mit Marie von Sivers und Lory Maier-Smits 1912
eine neue Tanzkunst. Diese als Eurythmie bezeichnete Bewegungskunst macht Sprache und Musik in
spiritueller Art sichtbar. Als Anschauungsmaterial für Eurythmist:innen wurden die
Grundgebärden der einzelnen Laute und Stimmungen so wie Rudolf Steiner sie vor sich sah in
Form farbig bemalter Sperrholzfiguren dargestellt. Sie sind als Eurythmiefiguren bekannt
geworden. In Zusammenarbeit mit der Bildhauerin Edith Maryon machte Rudolf Steiner Entwürfe
dazu zunächst als einfache Bleistiftskizzen auf Vergé-Papier. Die verschiedenen Farben gab er
mit unterschiedlicher Schraffierung an. Sie sollten in drei Schichten die für Bewegung Gefühl
und Charakter stehen durchlässig auf Sperrholzfiguren aufgetragen werden und damit zugleich
Körper Schleier und Ausdruck der Tänzerinnen andeuten. Im Ergebnis entstand ein
kunsthistorisch nicht leicht zugängliches aber einmaliges Stilmittel. Im Laufe von mehreren
Jahren sind die Eurythmiefiguren in intensiver Zusammenarbeit mit Eurythmist:innen
Heileurythmist:innen und Ärzt:innen in dem Atelier Köhl neu ausgearbeitet worden. In Handarbeit
angefertigt werden die drei Farben also auch die meist nur gestrichelt wiedergegebene
Charakterfarbe flächig aufgetragen. Als Ausgangsmaterial dient weiß grundiertes Sperrholz
damit Leuchtkraft und Transparenz der Farben besser zum Tragen kommen. Die Künstlerin verwendet
Mineralfarben die in bis zu 30 Schichten mit der Hand aufgetragen werden. Im Info3 Verlag ist
diese bemerkenswerte Edition der Postkarten mit den Eurythmiefiguren Rudolf Steiners in der
Ausführung vom Atelier Köhl neu erschienen. Für die Neuauflage wurden die Rückseiten - die
Bleistiftskizzen Rudolf Steiners - in enger Zusammenarbeit mit dem Rudolf Steiner Archiv in
Dornach komplett überarbeitet. Die Originale auf Vergé Papier sind mehr als hundert Jahre nach
ihrer Entstehung trotz sorgfältiger Archivierung stark vergilbt verblasst und teilweise auch
verwischt sodass auf den Scans die im Archiv eigens für die Edition angefertigt wurden kaum
noch Konturen sichtbar waren. Dennoch ist es dem Verlag mit moderner Technik gelungen die
ursprünglichen Skizzen in brillanter Ausführung wiederherzustellen. Die Zeichnungen stechen
damit deutlich besser als in vorhergehenden Editionen und auch besser als in dem entsprechenden
Band der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (Künstlerisches Werk GA K26) hervor.