Immer wieder werden in der Öffentlichkeit Fälschungen Betrugsfälle und imaginierte Geschichten
diskutiert die im Zusammenhang mit der Shoah und dem Zweiten Weltkrieg wie auch der Erinnerung
daran stehen. Meist inszenieren sich dabei christliche Deutsche öffentlich mit
Familiengeschichten jüdischer Verfolgter und führen diese teils als Legitimation und Grundlage
ihres politischen Handelns an. Ihnen begegnet ein Publikum das die Geschichten bereitwillig
rezipiert. In neun Gesprächen mit Personen unterschiedlicher Expertisen und Erfahrungen fragen
Clemens Böckmann und Johannes Spohr nach den Voraussetzungen und Motivationen dieses Phänomens.
Woher kommt das Bedürfnis sich auf diese Weise mit den Opfern der Shoah zu identifizieren?
Welche Rollen werden Opfern und Täter*innen gesellschaftlich zugewiesen? Sind dies die
Auswirkungen und Folgen der 'Erinnerungsweltmeisterschaft'? Was bedeutet dies für den Umgang
mit Zeitzeugenschaft? Wo liegen Grenzen einer faktenbasierten Erzählung wo beginnt die
Fiktion? Die Vielfältigkeit der Ansätze die zur Einordnung des Phänomens und der damit
einhergehenden Fragen beitragen drückt sich in der Diversität der Gesprächspartner*innen aus.
Neben der Geschichtswissenschaft stammen diese unter anderem aus den Bereichen des Journalismus
und der Medizin (Psychiatrie) wie auch der Literaturwissenschaft und Jüdischen Studien. Der
Band schließt mit einem Essay in dem die Herausgeber auf Grundlage der Gespräche Rückschlüsse
auf das Täter-Opfer-Verhältnis im postnazistischen Deutschland ziehen und die Differenz von
opferzentrierter und opferidentifizierender Erinnerung diskutieren. Der Umgang mit dem Erbe des
Nationalsozialismus bleibt auch im 21. Jahrhundert eine gesellschaftliche Herausforderung.
Falsche oder imaginierte Geschichten - Karikaturen der gesellschaftlichen Mehrheit - eröffnen
dabei einen Blick auf das Verhältnis der Gesellschaften im deutschsprachigen Raum zur
NS-Vergangenheit. Gespräche mit Rosa Fava Daniela Henke Angelika Laumer Ludwig Lugmeier
Stefan Mächler Miriam Rürup Barbara Steiner Hans Stoffels und Efraim Zuroff ergänzt um
einen Beitrag von Miklós Klaus Rózsa und einen Essay der Herausgeber.