Das Verhältnis von Männlichkeit Männern und Feminismus wird so intensiv diskutiert wie seit
fast 20 Jahren nicht mehr. Konzepte wie 'Profeminismus' und die Geschichte der antisexistischen
Männerbewegung werden wiederentdeckt und sollen neu belebt werden. Besonders das Schlagwort
'kritische Männlichkeit' versammelt neue Ansätze und Gruppen die das Verhältnis von
Männlichkeit und feministischer Kritik bestimmen und praktisch angehen wollen. Was eigentlich
Grund zur Hoffnung geben sollte stellt sich bei genauerem Hinsehen aber oft als bloße
Fortsetzung der Katastrophe heraus. Denn die neu entflammte Debatte und Praxis zur Kritik an
Männlichkeit wird von popfeministischer Lebensberatung dem innerlichen Moralismus des
Privilegiencheckens und dem verzweifelten Versuch dominiert cis Männern feministische Kritik
irgendwie schmackhaft zu machen. Vor allem das was unter dem Label 'kritische Männlichkeit'
geschieht ist nicht viel mehr als ein hoch individualisiertes Programm zur Resouveränisierung
verunsicherter (cis) Männer. Feministische Kritik wird sich dafür im schlechtestmöglichen Sinne
einverleibt damit ihre Konsequenzen weiter ausgesessen und unterlaufen werden können - nur
diesmal mit dem 'korrekten' Vokabular und einer profeministischen Pseudo-Praxis. Männlichkeit
verraten! bricht mit allen Versuchen der einhegenden Versöhnlichkeit und geht in die
Konfrontation. Der provokante Essay ist das Ergebnis von über fünf Jahren Frust Enttäuschung
und analytischer Wut über (eigene) Männlichkeit darüber wie sie in der Linken herrscht und
wie gerade der neue Profeminismus auf sie eingeht. Er verbindet dafür Beobachtung und Polemik
Analyse und Intervention Theorie und Praxis - in der Hoffnung auf eine organisierte
Männlichkeitskritik die Männlichkeit weder erkunden noch stärken will. Stattdessen soll sie
organisiert und institutionalisiert zum konkreten Problem gemacht werden zu dem die real
existierenden Männer ein bewusstes und politisches Verhältnis einnehmen müssen.