Wir erfahren das Ãœbersetzen im Alltag als mehr oder minder fraglos funktionierende sprachliche
Praxis für deren Möglichkeit in der Regel Sprachgrenzen überschreitende Bedeutungsgleichheit
vorausgesetzt wird. Steht das Ãœbersetzen allerdings im Zentrum einer philosophischen
Untersuchung ist seine Voraussetzung vor dem Hintergrund sprachphilosophischer Ansätze zu
erklären. Denn während das alltägliche Verständnis von Übersetzen atomistische Annahmen
beinhaltet - die vorausgesetzte intersprachliche Bedeutungsgleichheit gründet auf Referenz und
Repräsentation - bekommen holistische Ansätze der Sprachphilosophie Probleme bei der Erklärung
intersprachlicher Bedeutungsgleichheit. Es drohen sprachlicher Relativismus sowie semantische
Inkommensurabilität. Der semantische Holismus weist zunächst ein Erklärungsdefizit auf was
nicht nur das Ãœbersetzen selbst sondern auch bestimmte Aspekte von Bedeutung betrifft. Der
Kern dieses Mangels wird anhand der These dass Bedeutung im Holismus grundsätzlich
intrasprachlich verstanden wird näher beleuchtet und anhand der Diskussion der holistischen
Ansätze von W. V. Quine Donald Davidson und Robert Brandom herausgearbeitet. Ein weiteres
Ergebnis dieser Untersuchung ist dass in holistischen Ansätzen der Übersetzungsbegriff durch
die Interpretation verdrängt wird.Ziel ist daher eine Erklärung der Möglichkeit von Übersetzung
sowie eine eindeutige Abgrenzung zwischen übersetzen und Interpretation unter der Voraussetzung
eines semantischen Holismus. Aufbauend auf der Sprachphilosophie Brandoms wird Ãœbersetzen als
normativer intersprachlicher Vergleich beschrieben. Daraus resultiert nicht nur eine klare
Unterscheidung zur Interpretation sondern auch ein belastbares Konzept intersprachlicher
Bedeutungsgleichheit welche sich nicht als Voraussetzung sondern als Ergebnis des Ãœbersetzens
darstellt. Eine Erklärung des Übersetzens ist insofern nicht nur möglich sondern stellt sich
auch als notwendig heraus um die Erklärungsdefizite des semantischen Holismus zu heilen.