Das Verhältnis zwischen Vertrauen und Stabilität steht in sozialen Beziehungen unter Spannung.
Im Vertrauen rücken stabile Erwartungen an die Stelle einer offenen Zukunft. Das Vertrauen
schafft als Ausdehnung der Gegenwart zukünftige Vertrautheit. Gleichzeitig steht das Vertrauen
für die Überformung fest institutionalisierter Strukturen. Auch als verwundbares Moment in
Beziehungen steht Vertrauen eher für Instabilität. Der Zusammenhang zwischen Vertrautheit und
Vertrauen wurde von Niklas Luhmann als ein Verhältnis gegenseitiger Stabilisierung richtig
erfasst. Das subjektive Verständnis von und die persönliche Erfahrung mit
Vertrauensverhältnissen fließt in die Gestaltung sozialer Vertrauensprozesse ein und treibt den
sozialgeschichtlichen Wandel an hin zu einer Expansion des Vertrauens in immer weitere
Gesellschaftsbereiche. Im Spiegel der Kritik an Komplexitätsreduktion und sozialem Mechanismus
werden jedoch Verkürzungen an der Komplexität von Vertrauensbeziehungen selbst sowie an
Vertrauensprozessen deutlich. Die Formel der trügerischen Ruhe des Vertrauens steht für eine
Stabilität und Sicherheit suggerierende Dynamik die Vertrauensprozessen immanent ist und die
sozialtheoretisch selten durchschaut wird. Erst die relational wie prozessual verstandene
Verflechtung von und durch Vertrauensbeziehungen führt über die verengte Perspektive auf
Vertrauensmechanismen hinaus. Mit ihr werden die Figurationen und die Affektlagen deutlich die
für stabiles Vertrauen notwendig sind. Spezifische zivilisatorische Anforderungen an unsere
heutige Vertrauenspraxis sowie die Rolle von geteilten Symbolen für vertraute Stabilität werden
erst als Verflechtung des Sozialen deutlich.