Mit der allgemeinen Anerkennung des Covid-19-Virus als real im Frühjahr 2020 wurden Maßnahmen
gegen dessen Ausbreitung in Kraft gesetzt die tief in die Alltagswirklichkeit eingriffen. Dazu
lieferte die gerade zu Beginn der Pandemie prominente Rede von einer »neuen Normalität« die
passende Verschlagwortung.Für die Gesellschaft die sich unter Bedingungen einer so noch nicht
erfahrenen Pandemie an neue neu generierte moderierte administrierte aber auch durch das
Virus selbst neu definierte Rahmenbedingungen angepasst hat hat dieser Begriff eine
eigentümliche Prägekraft entwickelt. Die Idee von einer »neuen Normalität« steht für die
aktuellen Verschiebungen in den Bedingungen unter denen wir leben. Diese Verschiebung fällt
deutlich aus und wird klar dadurch bestimmt dass die Pandemie gänzlich neue Formen des
Zusammenlebens einfordert. Noch ist unklar wie diese Verschiebung sich in den sozialen
Verhältnissen festsetzen wird was an Neuem in den sozialen Strukturen bleiben und langfristig
als Bestandteil einer biosozialen Gouvernementalität der Zukunft adaptiert werden wird - und
was schon bald oder irgendwann wieder verschwindet. Nachdem wir unterdessen damit begonnen
haben uns in einer Art Zwischenzeit einzurichten die vielleicht eine Neue Normalität sein
könnte vielleicht aber auch nur ein Korridor ist hin zu einem sozialen Zustand über den
bislang noch kaum belastbares Wissen vorliegt scheint es angezeigt zu rekapitulieren was die
Chiffre der »neuen Normalität« begrifflich und konzeptionell transportiert.Dieser Absicht folgt
der vorliegende Essay der auf die seit Februar 2020 in Deutschland zu Covid-19 geführte
Debatte ebenso zurückgreift wie er diese kulturtheoretisch einordnet. Er rekonstruiert den
begriffsgeschichtlichen Hintergrund einer »neuen Normalität« reflektiert auf die Bedingungen
von Normalität untersucht die Bewegung hin zu einerNeuen Normalität als Ausdruck einer Störung
mithin einer Krise des Sozialen diskutiert schließlich die Etablierung von Neuer Normalität
als einer neuen Leitkategorie des gesellschaftlichen Normalzustandes und fragt nach deren
sozialen Eigenschaften.