Heute schon gedacht? Cogito ergo sum - ich denke also bin ich. Diese Erkenntnis des
französischen Philosophen René Descartes (1596-1650) war einst der Sorge über einen bösartigen
Dämon entsprungen von dem er glaubte dass er Sinne und Wahrnehmung irreführe. Descartes
beruhigte sich mit der Feststellung: »Er täusche mich so viel er kann niemals wird er jedoch
fertigbringen dass ich nichts bin solange ich denke dass ich etwas sei.« Der Grundsatz hat
es längst aus dem Kreis der Denker und Gelehrten ins bürgerliche Wohnzimmer geschafft und ziert
als Alltagsweisheit Küchenbretter Wandtattoos und T-Shirts. Allerdings sagt er nichts darüber
aus wie wir eigentlich denken. Was passiert im Gehirn wenn wir uns einer Empfindung bewusst
werden? Und wie gelingt es uns diese Eindrücke in Worte zu fassen? Dank innovativer Methoden
gewinnen Neuroforscher immer neue Erkenntnisse zu solchen Fragen. Einige der wichtigsten sind
in diesem Heft versammelt. Wussten Sie etwa dass unsere Nase für manche Gerüche empfindlicher
ist als die von Hunden (S. 18)? Viele Experten halten sie sogar für das meistunterschätzte
Sinnesorgan! Und haben Sie schon einmal von einem Bewusstseinsmessgerät gehört? Was nach einer
esoterischen Spielerei klingt könnte bald schon zur Grundausstattung von Krankenhäusern
gehören. Mit dem Verfahren lässt sich erstaunlich zuverlässig feststellen ob ein Patient der
regungslos daliegt noch bewusst erleben kann (S. 32). Zu guter Letzt möchte ich Sie auf einen
Artikel hinweisen der eine besondere Leistung des Gehirns hervorhebt: das Vergessen (S. 56).
Was die meisten von uns wohl eher als lästiges Defizit empfinden ist eine essenzielle
Fähigkeit unseres Gedächtnisses. Ohne sie könnten wir nicht abstrakt denken und Wichtiges nicht
von Unwichtigem unterscheiden. Eine dennoch unvergessliche Lektüre wünscht Ihnen Anna von
Hopfgarten Redaktion Gehirn&Geist.