Deutschland ist führende Handels- und Wirtschaftsmacht in Europa und profitiert damit wie kein
anderes europäisches Land von der Europäischen Union (EU). Ebenso profitiert Deutschland in
erheblichem Maße von der Globalisierung und der derzeitigen Nachkriegsweltordnung. Dafür ist es
jedoch auch nötig dass der europäische Integrationsprozess im sicherheits- und
verteidigungspolitischen Bereich weiter vorangetrieben wird damit die EU als globaler Akteur
auch in Zukunft neben den anderen Mächten der Welt bestehen und Deutschland seine
außenpolitischen Interessen im internationalen System realisieren kann. Doch Europa und ganz
besonders Deutschland hinken hinter den sicherheits- und verteidigungspolitischen Möglichkeiten
anderer Mächte insbesondere den USA Indien und China hinterher. Im Rahmen des stagnierenden
Integrationsprozesses der GSVP stellt sich die zentrale Frage welche Rolle Deutschland bei der
Fortentwicklung der GSVP spielen kann. Zur Beantwortung der zentralen Frage werden zwei
Theoriemodelle herangezogen: Die erste Hypothese befindet sich auf der Ebene des
internationalen Systems und lautet: Deutschland strebt zwar nicht nach militärischer Macht als
solcher versucht jedoch durch Ausbau seiner sicherheits- und verteidigungspolitischen
Handlungsmöglichkeiten im Rahmen der GSVP sein Gewicht und seinen Einfluss auch in anderen
internationalen Organisationen wie NATO und UN weiter zu erhöhen. Die Untersuchung konzentriert
sich hier auf den modifizierten neorealistischen Ansatz der Tübinger Politologen Baumann
Rittberger und Wagner und knüpft damit an deren Studie an die das deutsche
Außenpolitikverhalten vor und nach der Wiedervereinigung erforschen. Dies erfolgt anhand der
Fallbeispiele Teilnahme an GSVP-geführten Missionen und strategische Stärkung der GSVP durch
die Enhable-and-Enhance-Initiative. Neben dieser Untersuchung auf systemischer Ebene folgt eine
zweite Untersuchung auf der subsystemischen Ebene. Dies erfolgt anhand des konstruktivistischen
Strategic-Culture-Ansatzes und bedient sich der Fallbeispiele Auslandseinsätze zur Wahrung
wirtschaftlicher Interessen (Rücktritt Köhlers) und Die Libyen-Enthaltung. Die dazu
theoriebezogene Hypothese lautet: Deutschland wird in seinem Streben nach mehr Einfluss in
internationalen Kontexten durch verbreitete militär-skeptische Einstellungen in der Bevölkerung
gebremst.