Einmal im Jahr am Todestag seiner Mutter trifft ein junger Student seine Tante zu einem
Spaziergang im Jardin du Luxembourg. Unter Platanen die ihre ersten Blätter verlieren
eröffnet sie ihm nach Jahren plötzlich: Es war Selbstmord. Eines Nachts im Oktober schluckte
die Mutter Medikamente bevor sie sich auf die Gleise der Gare de Lyon legte. Ihr Sohn war
sechs Jahre alt. Was tun mit einer solchen Wahrheit? Der junge Mann versucht sie zu verstehen.
Über ein zufällig entdecktes Foto trifft er alte Freundinnen seiner Mutter und findet Zugang zu
einem Teil ihrer Geschichte der ihm bisher verborgen geblieben ist. Er wird keine
abschließende Antwort finden aber eine Vielzahl von lebendigen Fiktionen. Seine Mutter hat
sich nachts das Leben genommen. Daher beschließt er wachzubleiben seine Streifzüge durch
Paris auszudehnen als könnte er das Geschehene so überdecken und sich ihr zugleich auf neue
Weise annähern. Und er überschreitet eine Grenze: die Schwelle zum Schwulenclub 'Le Hangar' und
zu seinem eigenen Begehren. Die Nacht wird zu einem neu zu erforschenden Terrain. 'Die
imaginäre Nacht' ist ein schwindelerregender Entwicklungsroman sinnlich und fieberhaft: Eine
Geschichte über die Wiedergeburt eines jungen Mannes der seit dem Tod seiner Mutter die Luft
angehalten hat und nun endlich wieder auftaucht.