Jabbar Abdullah ist Autor und Archäologe. Dank dieser doppelten Kompetenz vermag er in seiner
autobiografischen Erzählung Raqqa am Rhein zwei Gesellschaften kritisch zu durchdringen: die
syrische und die deutsche. Es ist ein Buch über Aufbruch und Ankunft über zerstörte
Freiheitsträume und hoffnungsvolle Neuanfänge. Im Zentrum stehen zunächst Erinnerungen an eine
Kindheit und Jugend im Zeichen der Diktatur nahe der nordsyrischen Stadt Raqqa und der Alltag
einer Dorfgemeinschaft am Euphrat. Später erkunden die Leser*innen an der Seite des Autors das
unzerstörte Aleppo erfahren die ersten friedlichen Proteste 2011 an der dortigen Universität
ebenso wie deren brutale Niederschlagung durch das Assad-Regime. Mit Hilfe von
Augenzeugenberichten erhalten die Leser*innen zudem einen Einblick in die skrupellosen Methoden
der syrischen Geheimdienste bzw. das Leben unter der Willkürherrschaft des IS in Raqqa nach
2014. Doch Abdullah berichtet auch über seine neue Heimat Deutschland. Detailliert und
humorvoll beschreibt er die ersten Schritte in einer zunächst fremden Gesellschaft und Sprache.
Dabei hinterfragt der Autor die landläufigen Konzepte von Integration und Herkunft reflektiert
den Freiheitsbegriff und hält auch manch überraschenden Perspektivwechsel bereit.