In der letzten Zeit wurde mir klar: Es ist allerhöchste Zeit mich der schleichenden
Faschisierung unserer Gesellschaft und dem dazu gehörigen Braunen Boden offensiv literarisch
und künstlerisch zu stellen. Der heute feststellbare neoliberale Menschen-Zerstörungsprozess
verändert Handeln und auch Sprache der Betroffenen hin zu Hass und Gewalt. Und zuweilen
entwickeln sich Rassenhass und nationalistische Hetze in großen erschreckenden Schüben! Ich
versuche die sich einbräunende Sprache in unserer Gesellschaft beim Wort zu nehmen und sie auf
ihrem Weg zur Unmenschlichkeit zu beobachten und versuche das nicht als Einzelerscheinung zu
fassen sondern als gesamtgesellschaftlichen Prozess. Von aktuellen Zeitungsmeldungen ausgehend
die jeweiligen Fundstellen genau benennend entstehen meine eingebräunten Texte. Ich bemerke
dass es so etwas wie eine Lyrik faschistoider Sprache gibt. Die wörtlich aus den Meldungen
entnommenen Zitate habe ich kursiv gekennzeichnet. Die auf diese Weise entstandenen Texte sind
empört kämpferisch angriffslustig sarkastisch bitterböse wütend ironisch satirisch
spöttisch lachend resignierend anklagend. Sie thematisieren auch die Widersprüchlichkeiten
in der nichtbraunen Gesellschaft. Die Texte wollen aber auch aufzeigen dass Faschisierung kein
quasi natürlicher unumkehrbarer Prozess ist sondern dass es Alternativen gibt und dass wir
vielfältige Möglichkeiten der Gegenwehr haben - wir müssen sie nur einsetzen.Meine
eingebräunten Bilder wollen gemeinsam mit den Texten die Einbräunung unserer Gesellschaft mit
verschiedenen Mitteln acrylig spürbar machen: Durch Einbräunung ursprünglich nichtbrauner
Bilder durch farbliche Zerstörungen oder Überwölbungen oder auch durch von vornherein braune
Bilder gegen deren braunen Grundton andere Farben sich zur Wehr setzen und Gegenwelten
aufscheinen lassen. Manchmal habe ich Zeitungsmeldungen in meine Bilder einmontiert Textteile
handschriftlich in die Formen eingeschrieben oderTitel graphisch zu einem Teil des Gemalten
gemacht.Diese Bilder sollen Teil einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung sein und
erscheinen daher vorläufig unfertig und roh sind weder gerahmt noch auf Leinwand gemalt
sondern kleinformatig auf oft einfaches Papier geworfen. Sie werden in der zugehörigen
Ausstellung an Plastikschnüren aufgehängt statt ordentlich ästhetisch an Wände appliziert. Die
zugeordneten Texte sind an die Bilder angeheftet. Ausstellung und Lesung betonen den unfertigen
Charakter meiner Arbeit und zielen auf Auseinandersetzungen und Diskussionen. Und sie wollen
deutlich machen: Die Auseinandersetzung mit der Einbräunung und dem Braunen Boden ist nie zu
Ende. Sie hat eine humane Gesellschaft zum Ziel.