Der 2018 verstorbene Wilhelm Raabe alias »Tiger Willi« war eine lebende Legende. Sorgte der
Mann in der Tigerweste bei seinen ersten Auftritten auf Kleinkunstbühnen rund um München mit
tabulosen Liedern noch für eine gewisse Befremdung beim Publikum so wurde er später von der
Presse als »Gesamtkunstwerk« gefeiert und von einer treuen Fangemeinde verehrt. Dabei war ihm
das Künstlertum nicht in die Wiege gelegt. Als Sohn eines Wirtsehepaars musste er eine ihm
verhasste Metzgerlehre absolvieren um nach dem Tod seines Vaters dessen Metzgerei in
Steinebach am Wörthsee übernehmen zu können. Dort war er als »singender Metzger« eine lokale
Berühmtheit. Als er im Alter von 40 Jahren eine Stelle als Sozialpädagoge antrat war diese
Arbeit auch das Sprungbrett in ein außergewöhnliches Künstlerleben. In diesem Buch werden nicht
nur die Texte von sämtlichen auf CD erschienenen Liedern des »Tigers« veröffentlicht es
enthält neben einer Biografie und einem Aufsatz über sein fast unbekanntes philosophisches Werk
auch eine Auswahl bislang unveröffentlichter Gedichte die eine ganz andere Seite des
gefeierten Songpoeten zeigen. Besonders faszinierend sind die Einblicke in seine über 3 000
Seiten umfassenden Notizbücher in denen sich der Tiger im Wilhelm Raabe in vielen einsamen
Nächten ein geistiges Biotop geschaffen hat: einen virtuellen Dschungel aus Worten und Bildern
in dem seine Künstlerpersönlichkeit überhaupt erst heranwachsen konnte.