Der Briefwechsel Johanna Teschs in den Jahren 1919 bis 1925 ist ein einzigartiges Zeitdokument
der politischen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation vor 100 Jahren. Bei den
Wahlen zur Verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung 1919 gewann Johanna Tesch für die
SPD ein Mandat im Wahlkreis Hessen-Nassau. Sie gehörte damit zu den ersten 37 weiblichen
Parlamentarierinnen der Weimarer Republik und wurde 1920 auch in den Reichstag gewählt.Durch
ihre Abgeordnetentätigkeit war Johanna Tesch oft lange von Frankfurt abwesend. Deshalb hielt
sie von Weimar und Berlin aus aber auch von ihren Reisen zu Parteitagen und
Parteiversammlungen in ganz Deutschland brieflichen Kontakt nach Hause. Eine Auswahl aus den
über 300 Briefen und Postkarten die sie vor allem mit ihrem Mann Richard wechselte ist in
diesem Band dokumentiert und mit zeitgeschichtlichen Anmerkungenversehen. Es geht darin um die
politischen Entwicklungendieser Jahre um die Auseinandersetzungen um das Betriebsrätegesetz
und den Kapp-Putsch die Haltung der SPD-Fraktion und die Konflikte mit der USPD. Andererseits
erfährt man sehr konkret welche praktischen Probleme zu bewältigen waren. Die Briefe berichten
von den Zugfahrten nach Berlin den Agitationsreisen im Land der Beschaffung von Lebensmitteln
und Kleidung den Auswirkungen der Inflation der Sorge um die Entwicklung der Söhne dem
täglichen Haushalt und der Bewirtschaftung des Gartens.