Wir kaufen ein wo es am billigsten ist und verkaufen wo der größte Profit winkt. Kaum jemand
interessiert sich für die Folgen unserer Geschäfte ob sie etwa Kriege finanzieren und das
Treibhaus anheizen. Ökonomische und moralische Maßstäbe klaffen immer mehr auseinander die
Wirtschaft des Menschen hat sich von der Wirtschaft der Natur (Vandana Shiva) dramatisch
abgekoppelt. Und je enger die ökologische Nische für das Leben im Wohlstand wird desto lauter
der Ruf nach seiner militärischen Absicherung. Als Leitbild für die Neuorientierung ist der
Begriff der »Nachhaltigkeit« modern geworden und längst zur Marketing-Floskel verkommen. Wer
den Begriff allerdings ernst nimmt muss sich auch mit der impliziten Zeitlichkeit also der
Veränderungsdynamik nachhaltiger Prozesse auseinandersetzen. Nur Kreisläufe sind nachhaltig
Durchläufe nicht exponentielle Veränderungen sogar meist selbstzerstörerisch. Der Kern der
Nachhaltigkeit besteht in der Wiederholbarkeit in der Wiederkehr des Ähnlichen. Ökologische
Nachhaltigkeit ist die Synchronisation der Kultur mit der Natur. In der Forst- und
Landwirtschaft ist das besonders offensichtlich. Aber auch beim Umgang mit anderen Menschen
der Mitwelt kommt es auf die Wiederkehr des Ähnlichen an. Soziale Nachhaltigkeit basiert auf
wechselseitigem Geben und Nehmen. Und schließlich kommt es auch im Umgang mit uns selbst auf
Wiederholbarkeit an. Wir müssen unser Eingreifen in die Welt auch begreifen können. In
Krisenzeiten zeigt sich immer wieder neu was im Normalbetrieb erfolgreich verdrängt wird.
Genau das hat uns die Pandemie gelehrt: Es ist nicht mehr alles machbar was wir uns wünschen.
Und sie hat auch bewiesen dass die Politik in der Not zu Maßnahmen greift die sie vorher
nicht einmal zu denken gewagt hat. Insgesamt eigentlich eine gute Botschaft: Wir könnten auch
anders! In den drei Kapiteln dieses Buches wird die Zeitdimension die der Nachhaltigkeit
zugrunde liegt ernst genommen und nach und nach konkretisiert. So entstehen Konturen einer
Alternative zum perspektivlosen »Weiter so« - eine Vision die mit guten Gründen beanspruchen
kann konservativ und revolutionär zugleich zu sein.