Dass Gewalt wiederum Gewalt erzeugt und damit zum Selbstläufer wird wissen wir aus
Alltagsbeobachtungen. Die hirnphysiologische Forschung hat uns etwa mit der Theorie der
Spiegelneuronen geholfen die große Kraft der unbewussten Abbilder als Prägungsgesetz zu
begreifen. Psychologisch können wir dazu heute mehr und mehr verstehen zum Beispiel Phänomene
der Autoimagination im Zusammenhang mit einer tiefen Einfühlung in wichtige oder gefürchtete
Bezugspersonen oder aber wie traumatisierte Menschen ihre Störung vielfältig weitergeben. Das
Erleben eines Traumas kann sich unbewusst in eine Täterenergie umwandeln welche tyrannische
Kräfte selbst gegenüber liebgewordenen Menschen entfaltet. Heute sieht es so aus dass ein
therapeutisch unbehandeltes (schweres) Trauma nicht wie bisher angenommen über die
Generationen resilient verschwindet sondern dass es nur andere Gestalten annimmt und sich
vergleichbar einem Krebsgeschwür sogar ausbreitet und in der Gesellschaft wuchert. Das hat bei
Großschadensereignissen wie Krieg Vertreibung und Genozid oder im Rahmen politischer Systeme
wie Diktaturen besonders katastrophale Langzeitauswirkungen wie die deutsche Geschichte im 20.
Jahrhundert belegt. Die Täterintrojektenergie wirkt gewissermaßen wie in einem traumatischen
Energieerhaltungssatz endlos in verschiedenen Erscheinungsformen weiter. Im vorliegenden Band
werden theoretische und therapeutische Berichte aus der Psychotrauma-Praxis nach dem SPIM
30-Ansatz nicht nur durch den Blick auf die Entstehung von Täterintrojekten in der deutschen
Geschichte ergänzt sondern auch breite soziologische Ansätze des Traumaverstehens so
einbezogen dass sie von Fachleuten und Laien leicht verstanden werden können.