Christoph Geisers Wüstenfahrt ist das eindringliche Erinnerungsdokument einer Liebesbeziehung
zweier Männer die am unauflöslichen Widerstreit von persönlichen Wünschen mit geltenden
Konventionen zerbricht. Hier erzählt ein zum ewigen Versteckspiel gezwungenes ein durch die
Ächtung offen gelebter Homosexualität im Bundesbern der 1970er-Jahre stets existenziell
bedrohtes Ich: Töte mich - ich kann nicht mehr spielen. Wüstenfahrt handelt aber auch generell
von den Ängsten des unerlösten Außenseiters - und von seinem Widerstand gegen die drohende
Desintegration: Ich kämpfte deine Bilder in den Augenwinkeln um meinen eigenen Zusammenhang.
Nach seinem in Deutschland und der Schweiz weithin gefeierten Debüt mit den beiden
Familienromanen Grünsee (1978) und Brachland (1980) brach Geiser 1984 in seiner Wüstenfahrt aus
der Schweizer Enge in die Weite Arizonas aus löste sich vom Familienstoff und machte die
Homosexualität zu seinem Thema. Noch heute frappiert der Mut dieses unverschleierten journal
intime das den Geist der Neuen Subjektivität atmet und trotz seiner Radikalität nicht
aufdringlich sondern nachdenklich-präzise die Anamnese einer gescheiterten Beziehung vornimmt.