Mit Kinderliteratur verbinden sich angesichts gegenwärtiger historischer Umbrüche und Krisen
pädagogische Hoffnungen auf gesellschaftlich und politisch wirksame Sozialisationserfahrungen
für Kinder. Können literarische Erfahrungen mit themenzentrierter engagierter Literatur Kindern
Orientierung geben innerhalb der komplexen Herausforderungen ihres gesellschaftlichen Alltags?
Bietet Kinderliteratur ihnen Unterstützung dafür diesen Herausforderungen interessiert
empathisch und engagiert zu begegnen?Die Beiträge dieses Bandes weisen der Schule als Ort der
Literaturbegegnung für alle Kinder eine besondere Bildungsverantwortung zu. Sie beleuchten
aktuelle kinderliterarische Texte mit Blick auf sich darin artikulierende politische Positionen
und Frageimpulse in Auseinandersetzung mit postmigrantischer gesellschaftlicher Realität. Dabei
geraten unterschiedliche Positionierungen und herausfordernde Facetten dieser Realität in den
Fokus: die Folgen massiver Klimaveränderung der Umgang mit gesellschaftlicher Diversität die
Inklusion die erinnerungskulturelle Fundierung demokratischen Zusammenlebens Erfahrungen mit
Vertreibung und Flucht mit Armut und Digitalisierung. In den Beiträgen werden
kinderliterarische Formen des Erzählens von Diversität wirkungsästhetisch verglichen der
Umgang mit literarischer Phantastik als Anstoß für eine Öffnung gegenüber Diversität
vorgeschlagen sowie mit inklusivem Blick Potenziale von Kinderliteratur dafür ausgelotet
utopisches Denken zu befördern. Vorgestellt wird ein Ansatz früher Holocaust-Begegnung im
literarästhetisch anspruchsvollen Medium Holocaust-Bilderbuch und es wird auf Lernmöglichkeiten
verwiesen die für Rezipient_innen mit und ohne Fluchterfahrungen in Kinderliteratur zum Thema
Flucht aufgehoben sind. Am Beispiel von Unterrichtsvignetten zeigen sich bildungswirksame
Zugänge zu literarischen Darstellungen von Armutswirklichkeit für Kinder. Typologisierend
werden Formen der narrativ-fiktionalen Vermittlung von Digitalisierung in Kinderliteratur und
kinderliterarische Figurentypen der Heranführung an ein posthumanes Menschenbild im Kontext
ökologischer Diskurse beschrieben.