Tom Seidmann-Freud (1892-1930) eine Nichte Sigmund Freuds hat mit ihren poetischen
Bilderbüchern und Spielfibeln zum Schreiben- und Rechnenlernen einen herausragenden Beitrag zur
Modernisierung der Formensprache im Kinderbuch des frühen 20. Jahrhunderts geleistet. Bis heute
haben ihre kindgerechten Lernbücher nichts als Aktualität eingebüßt. Seidmann-Freud wünschte
sich schon vor über 100 Jahren: "Die alte Schule zwingt nur zu einem unausgesetzten Laufen nach
Zielen zu einem Miteinanderringen um das 'Können' von dem was der allmächtige Erwachsene
verlangt. Dabei werden aber die Türen zu dem wirklichen Können verrammelt." Die Autorin bat die
Erwachsenen dass Kinder dieses Buch so nutzen dürfen wie sie es möchten - ob sie vorne
hinten oder der Mitte anfangen ob sie alle Bildchen ausmalen oder keins ob sie alle Aufgaben
rechnen wollen oder nur einige pro Seite. In Seidmann-Freuds Worten lautet es so: "Das Kind
soll wissen daß es nicht etwa deswegen gescheitert oder dümmer ist weil es alle Aufgaben oder
Fragen auf einer Seite lösen kann oder nicht. Es ist so als ob es ein Spiel zu Ende spielt
oder nicht." Spielerische Wissensvermittlung steht im Mittelpunkt. Die Kinder sollen immer
wieder selbst aktiv werden und Freude am Buch - und den Zahlen - haben. Und so richtet sich
diese schön ausgestattete Neuausgabe an Vor- und Grundschulkinder ihre Eltern und an Liebhaber
hervorragend gestalteter Bücher denn das Buch vereint den Jugendstil die Neue Sachlichkeit
und den Expressionismus zu einer neuen und einzigartigen künstlerischen Ausdrucksweise. Auch
über 90 Jahre nach Ersterscheinung zeugt das Buch von zeitloser Eleganz und ist nach wie vor
didaktisch überzeugend und modern.