Mit der erstmals 1918 in der Neuen Rundschau veröffentlichten Novelle Der Ketzer von Soana
feierte Gerhart Hauptmann einen der größten Erfolge als Erzähler. Hauptmann schildert hier die
leidenschaftliche Liebe des jungen Priesters Francesco zu der fünfzehnjähigen Ziegenhirtin
Agata. Im letzten Kriegsjahr war das Publikum für solch einen Stoff empfänglich es war von
der Sehnsucht nach Frieden erfüllt und der militärischen Thematik überdrüssig. So kam die
Novelle die eine Glückserfüllung vergegenwärtigte gerade recht. Selten fielen die
Rezensionen für ein Hauptmann-Werk so unterschiedlich aus. Während evangelische Kirchenkreise
die Novelle zum Anlass nahmen eine heftige Attacke gegen Autor und Verlag zu führen zeigten
sich Vertreter der literarischen Moderne begeistert und sahen darin eine "tiefe heilende
Erquickung" (Walther Rathenau). Dem dritten Band der Erkneraner Ausgabe sind die Radierungen
von Hans Meid beigegeben mit denen die Ausgabe von 1926 bei S. Fischer illustriert war.