Die Nähe der traditionellen christlichen Judenfeindschaft sowohl zum modernen Antisemitismus
als auch zum Hass auf Israel wird in der deutschen Antisemitismusdebatte weitgehend
verschleiert. In seinem neuen Buch ruft Tilman Tarach vergessene Ereignisse in Erinnerung und
präsentiert bisher unbeachtete historische Zeugnisse die Wesen und Wirkmächtigkeit des
christlich motivierten Judenhasses eindrücklich aufzeigen. Er weist nach dass zentrale
Elemente des Antisemitismus und des Antizionismus ein Echo alter bereits im Neuen Testament
angelegter christlicher Vorstellungen von den Juden sind. Christliche Gründungsmythen legten
den Grundstein für die Vorstellung von den Juden als heimtückischen mächtigen Strippenziehern
und für die Halluzination einer 'jüdischen Gefahr' die das eigene Kollektiv bedroht. Nur vor
diesem Hintergrund konnte der Vernichtungsantisemitismus der Nationalsozialisten entstehen.
Auch heute prägen diese Mythen als unbewusste Muster maßgeblich die Gefühlswelt von Antisemiten
und Antizionisten. Im Buch wird auch die Genese des Antisemitismus von Akteuren wie der Hamas
dargestellt. Der Koran und die islamische Überlieferung zeigen dass der Islam das negative
Judenbild vom Christentum geerbt hat. Der islamisch geprägte Judenhass hat indessen aus
historischen Gründen eine eigene Dynamik entwickelt.