Das Stadion hat sich inzwischen in eine dieser aberwitzigen Rummelattraktionen verwandelt. Es
fliegt auf und ab und dreht sich dabei beständig im Kreis während ein Marktschreier bereits
die nächste Runde anpreist. Die Lichter zucken von irgendwo dringen Schreie an mein Ohr. Paul
und ich stehen in der Mitte und gleichen die ruckartigen Bewegungen unserer Umwelt durch
gazellengleiches Dahingleiten aus während wir in Großbuchstaben Ihr habt uns in Beton geboren
und nun wundert ihr euch dass wir mit Steinen schmeißen auf den Rasen schreiben. Die Spieler
halten den weißen Schriftzug für die neuen Außenlinien und versuchen verzweifelt in dem
Labyrinth aus Linien einen ordentlichen Doppelpass zu präsentieren was ihnen nicht gelingen
will. Die Zuschauer fallen um wie beim Domino Day. In der Kurve stehen einige Glatzen und
brüllen sich die Seele aus dem Leib: Nazi-analer Widerstand heißt Doggystyle! Jemand klopft mir
auf die Schulter. Ich springe auf die Flutlichtanlage und trommle mir wie King Kong auf die
Brust.Ein junger Mann steht im Fußballstadion und zitiert Ulrike Meinhof. Dann überschlagen
sich die Ereignisse und am Ende liegt ein Polizist am Boden-das Blut spritzt. Paul Bakunin hat
genug. Seine Freundin ist zwar ganz nett und seine Air Max-Sneakers ziemlich schön aber Paul
will einen Anschlag planen. Irgendwas muss ja endlich passieren.Das Nirvana Baby riecht nach
Ruß und Schwefel. Es weiß nichts und will doch alles. Unterhalten und schockieren aufwühlen
und aufrühren. Es ist ihm ernst. Ernst mit seinem Überdruss ernst mit dem Mädchen vom Müllberg
und ernst mit seiner Abneigung gegen Axel Schulz.Zwischen linksradikalem Gedankengut und
Gangsta Rap-Zitaten pendelnd erzählt Das Nirvana Baby von den letzten Atemzügen einer
Gesellschaft von den Widrigkeiten des Widerstands und von der (Un-)Möglichkeit dass sich
etwas ändert.