Bäuerinnen schreiben keine Texte und hinterlassen deshalb kaum schriftliche Quellen - das ist
eine auch unter Historiker:innen weit verbreitete Vorstellung. Das heißt aber nicht dass
Bäuerinnen und andere in der Landwirtschaft tätige Frauen keine Quellen produzierten die
erhalten blieben. Ein Beispiel dafür ist die Bäuerin Mina Hofstetter die ihre Ernährung in den
frühen 1920er-Jahren auf Rohkost umstellte ihren Betrieb am Greifensee deshalb viehlos
bewirtschaftete und ein großes Engagement für den Biolandbau an den Tag legte. Viel von dem
was wir heute über Mina Hofstetters Tätigkeiten Wahrnehmungen und Deutungen wissen basiert
auf ihren Texten. In den 1930er-Jahren baute sie den Hof ihrer Familie am Greifensee in der
Schweiz zu einer Lehrstätte für biologischen Landbau aus und empfing bis Anfang der
1950er-Jahre Gäste aus aller Welt die sich für ihre Bewirtschaftungsform interessierten und
teils auf dem Hof mitwirkten. Zudem hielt Mina Hofstetter Vorträge in vielen europäischen
Ländern korrespondierte mit Behörden Naturwissenschaftler:innen und Schriftsteller:innen.
Die Veröffentlichung ihrer Texte soll eine Grundlage für eine reflektierte(re)
Auseinandersetzung mit dieser eigensinnigen gut vernetzten Bäuerin und den ihr wichtigen
Themen schaffen und an ihrem Beispiel zeigen welchen Veränderungsprozessen die bäuerliche
Bevölkerung zu ihrer Zeit ausgesetzt war.