Kaiser Franz JosephIch bin mit meiner Arbeit nicht fertig gewordenKaiser Franz Joseph
(1830-1916) begegnet uns noch heute auf Tritt und Schritt. Selbst wer von Tafelspitz oder
Kaiserschmarren schwärmt wird von der Erinnerung an seine Leibspeisen eingeholt. Dabei haben
wir freilich immer den greisen Regenten mit seinem legendären Backenbart vor Augen: Der zum
Mythos erstarrte gute alte Kaiser unterscheidet sich aber erheblich vom Jungmonarchen der in
den Wirren der Revolution von 1848 auf den Thron gelangt mit Gewalt die Revolten
niederschlagen und ihre Anführer hinrichten lässt. Zudem sind die ersten Jahrzehnte seiner
Regentschaft überschattet von entmutigenden militärischen Niederlagen wie jener 1859 in
Solferino und 1866 in Königgrätz die stets den Verlust von Ländereien zur Folge haben.Mir
bleibt doch gar nichts erspart auf dieser Welt! - so sein Seufzer als ihn 1898 aus Genf die
Nachricht von der Ermordung seiner Gattin Elisabeth erreicht. Nur seine Selbstdisziplin und
sein unerschütterliches Gottvertrauen lassen ihn auch den Selbstmord seines Sohnes Rudolf in
Mayerling (1889) und das tödliche Attentat auf seinen Neffen Franz Ferdinand und dessen Gattin
Sophie im Juni 1914 in Sarajewo ertragen. Und so wird dieser Kaiser erst als leidgeprüfter
Landesvater wie auch gütiger Schirmherr von Kunst und Kultur Wissenschaft und Unternehmertum
die vor allem in Wien eine noch nie dagewesene Blüte bescheren erst jetzt wirklich populär.
Hätte er uns mit der Verweigerung seiner Unterschrift unter die Kriegserklärung vom Juli 1914
nicht auch den Ersten Weltkrieg ersparen können? Ob seines fehlgeleiteten Ehrbegriffs und der
Fehleinschätzung der militärischen Lage zwischen 1914 und 1918 sollten dann Millionen Menschen
den Tod finden. Das kann auch Operetten-Nostalgie nicht vergessen machen ...