»Erkenntnis ist nach wie vor möglich.« Das ist keine verzagte Hoffnung sondern Ethos Haltung
und Bekenntnis. Denn: »Siehe: Die Sprache balanciert auf hochgespanntem Seil« - ja beides
trifft zu: hoch und gespannt! Und es ist jedes Mal wieder ein Abenteuer Ursula Krechel auf
ihren Gängen über dieses Seil zu folgen. Ihre Gedichte sind dynamische Gegenwart. Sie sind
wach hellwach selbst dort wo man nur mit geschlossenen Augen sieht: ins Dunkle ins
Ungewisse in Abgründe in Schichten persönlicher wie kollektiver Erinnerung. In vielfältigen
Formen und in einem breiten Register der Stimmen Rhythmen und Töne untersuchen diese Gedichte
Wirklichkeit ohne sich darauf einen Reim machen zu wollen. Es sind Erkundungen mit offenem
Eingang und offenem Ausgang eigenwillig voller Wagemut und Spielfreude. Sie zeigen Zeile für
Zeile die Meisterschaft und Souveränität einer großen Autorin.