Breite Wirkung auf schmalem Grat - Überlegungen zu Heinrich Mayrhofers künstlerischer Arbeit
Heinrich Mayrhofer ist ein ausgeprägt musischer Mensch der sechs Instrumente erlernt und als
Pädagoge eine segensreiche Wirkung entfaltet hat. Seine musikalischen Fähigkeiten setzte er
überdies sehr erfolgreich als Lehrer über viele Jahre wie auch als Kapellmeister der Blasmusik
und Regens Chori in Pierbach ein. Als Retter und Konservator wertvoller Instrumente erwarb er
sich überregionale Verdienste. Allerdings übersprangen seine kreativen Impulse bis heute die an
sich schon weit gesteckten Grenzen der Musik und setzten mit wachsendem Erfolg bildnerische
Ideen um. Von Anfang an erprobte er sein Geschick zunächst an Mosaiken und dann Email-Arbeiten
für Kleindenkmäler der näheren Umgebung. Doch schon bald dehnte sich sein Wirkungskreis auf
größere Teile des Mühlviertels und des im Süden angrenzenden Most- und Traunviertels aus
sodass man zu Recht von einer Wirkungsbreite sprechen kann die weit über die nähere Heimat
hinausgeht. Seine Mosaiken orientierten sich zunächst an spätantik-byzantinischen Vorbildern
bildeten ebenso wie die späteren zahlreichen Emailarbeiten einen breiten Fundus an Einflüssen
aus einigen Epochen der Kunstgeschichte: Speziell die ausgeprägten Augenpartien der Porträts
klassischer Ikonen und romanischer Fresken die übrigens auch Künstler und Künstlerinnen der
Moderne wie Amedeo Modigliani und Lydia Roppolt paraphrasierten scheinen es ihm angetan zu
haben. Auch stilistische Eigenarten wie das Halbporträt das von der Romanik bis Picasso immer
wieder Künstler angeregt hat kommen bei ihm vor. Zu allen Zeiten haben Kunstschaffende
Einflüsse voriger Generationen und Moden der Zeitgenossen aufgenommen und variiert. So bewegt
sich künstlerische Tätigkeit sehr oft auf einem schmalen Grat zwischen Nachahmung und kreativer
Originalität. Dass Heinrich Mayrhofer die Wanderung auf diesem schmalen Grat nicht nur
ehrenvoll bewältigt sondern sie durch ein beachtliches Spektrum persönlicher Kreativität
abgesichert hat soll der Versuch einer analytischen Betrachtung einiger seiner Werke zeigen.
Die selten dargestellte hl. Ottilie die vor Augenleiden schützen soll hat es ihm angetan: Er
figuriert sie in Mosaik und in Email sehr originell im Halbporträt. Es ist ein sprechendes Bild
das die Attribute der Heiligen ihren Rang als Äbtissin weiße Unschuld und ihre Affinität zum
Lesen durch ein Buch mit Mandelaugen treffend zeichnet. Farbenfrohe Darstellungen des hl.
Florian heben sich durch ideenreiche Variation unter Beachtung der wichtigen Attribute deutlich
von eventuellen Vorbildern aus der Hinterglasmalerei ab. Ein hl. Leonhard kommt mehrfach vor:
In Email steht er mit seinem Turm mitten in der sanftwelligen Mühlviertler Landschaft das
Mosaik hingegen zeigt sein Porträt das durch eine starke freundliche Individualisierung der
Gesichtszüge deutlich vom Schema eines byzantinischen Stils abweicht. Der dritte Heilige im
Bunde dieser Betrachtung ist Nikolaus dem Mayrhofer eine ungewöhnliche farbenfrohe und formal
interessante Darstellung in Email widmet: Eine Kinderschar mit leuchtenden Augen wartet auf die
Gaben des Bischofs der als mächtige Figur im Vordergrund steht. Der in freien Wellenformen in
Blau-Weiß-Varianten bewegte Hintergrund auf dem Sonne und Mond gleichzeitig Platz haben gibt
dem Bild im Gegensatz zur Statik des Nikolaus eine besondere Dynamik und lässt zugleich an
Himmel Landschaft und Meer denken. Auch das Thema der hl. Familie nimmt breiten Raum ein der
sich sowohl in transponierter Ikonenform wie in archaisch-statischer Gruppenkomposition bis zur
empathischen in Pastelltönen gehaltenen Pietà Ausdruck verschaff t. Zuletzt aber keinesfalls
an geringster Stelle sind bei den religiösen Motiven völlig verschieden thematisierte Bilder
der Dreifaltigkeit zu besprechen: