[Diese Publikation ist der Abschluss des Kunst im öffentlichen Raum-Projekts OEVERwerk das
2020 in der Rösselmühle in Graz stattgefunden hat.] In Graz kennen alle ihren Namen niemand
hat sie je betreten ihre Geschichte ist weitgehend unbekannt das nach ihr benannte Mehl wird
noch verkauft. 1270 erstmals erwähnt ist die Rösselmühle eine der ältesten Großmühlen
Österreichs stillgelegt im Jahr 2014. Gelegen an einem damals peripheren Produktionsort am
rechten Murufer von Graz dem ehemaligen Arbeiterinnen- und Industriegebiet der Stadt sind die
weithin sichtbaren Türme Zeichen technischer Arbeitsentwicklungsprozesse. Der angrenzende und
titelgebende Oeverseepark erinnert an vergangene landwirtschaftliche Nutzung. Basierend auf
unseren Auseinandersetzungen mit dem Themenkomplex Arbeit Gesellschaft Kunst und Leben am
Institut wurde auf Initiative von Filomeno Fusco die Kooperation mit der Universität für
künstlerische und industrielle Gestaltung Linz Studiengang raum&designSTRATEGIEN unter der
Leitung von Ton Matton eingeleitet. Aus dem danach folgenden Diskurs rund um die Bedeutung von
Arbeit als gesellschaftspolitischem Prozess entwickelte Antoine Turillon ein umfangreiches
Konzept an dem Studierende der Universität Linz sowie weitere eingeladene Künstlerinnen die
Geschichte der Gebäude Betriebsstruktur und der damaligen Bedingungen erforschten und Arbeiten
auf Basis des hier gefundenen Materials entwickelten. In diesem ehemaligen Mühlenkomplex der
als Ausgangsmaterial für OEVERwerk diente wurden unterschiedliche Formate erarbeitet. Dass
alle Protagonistinnen im ehemaligen Arbeiterhaus wohnten war integraler Bestandteil des
Konzepts aus dem das Projekt entsprechend gelebt werden konnte. Übernachten arbeiten kochen
die Gestaltung von Lebensraum variabler Bar und entsprechendem Ambiente wurden kooperativ in
Verbindung gebracht. Gezielte Themenführungen zu Geschichte und Funktion der Mühle von Franz
Treichler der den Mühlenbestand heute noch betreut über die Produktion von Eigentum und
Landwirtschaft von Philipp Sattler mit Dubravka Sekulic & Anousheh Kehar die Beziehung
zwischen Industrie und Natur von Ton Matton sowie Setzungen von Kunst im öffentlichen Raum
verwoben unterschiedliche Materialien Bedeutungs- und reale Ebenen. Damit konnten globale
Herausforderungen und Fragestellungen auf diesen spezifischen Ort fokussiert werden aus
unmittelbaren Umfeldfunden Produziertes nur hier entstehen. Einbindung und Berücksichtigung der
Nachbarschaft das vor Ort erworbene Wissen und die Bedingtheiten der die Mühle umgebenden
Einrichtungen führten zu Austausch neuen Fragen Annäherungen und gegenseitigem Respekt. Die
Schaffung künstlerischer diskursiver und sozialer Räume war Programm. Aus Fragen nach der
Bedeutung von Arbeit nach der Geschichte und speziellen Dynamiken des Ortes genutzt als
Prekarium wurden Möglichkeitsräume eröffnet die als Anstoß für weitere Entwicklungen
begriffen werden können. So wurden mit und aus der Zeit dem Ort sowie wechselseitigen
Beziehungen entstandenen Skulpturen Installationen Performances Kompositionen und Konzerten
Filmen Interventionen Alltagsproduktionen und theoretischen Verhandlungen nicht nur
unmittelbar erfahrbare Entwicklungsprozesse eingeleitet sondern auch Raum für
Wissensproduktion geschaffen der sich der Gesellschaft öffnete sich in ihr auffaltete und
neues Denken entstehen ließ. [...] (Elisabeth Fiedler im Vorwort)